Saturday, August 05, 2006

Moanin' (Art Blakey)

Es waren nur drei Wochen nach Art Blakeys 39. Geburtstag, als es den Schlagzeuger und Leader seiner Gruppe „The Jazzmessengers“ mit einer völlig neuen Formation aus jungen und talentierten Musikern für das Label Blue Note Records ins Aufnahmestudio von Rudy Van Gelder zog, um eins der meist geliebten und bewunderten Werke in der Jazzmusik zu schaffen: Moanin’. Die Geschichte Blakeys größten Erfolges und eines Ohrwurms der Jazzmusik.




„Moanin’“ ist bis heute ein Klassiker in der Welt der Jazzmusik. Es ist nicht nur die entscheidende Aufnahme in der Kariere des Schlagzeugers Art Blakey, Leader der legendären Gruppe, die dieses Werk schuf, es stellt auch wie beispielsweise das Album „Kind Of Blue“ von Trompeter Miles Davis einen Übergang in eine neue Ära der Jazzmusik - den Hard Bop - dar. Es ist also eine Platte, die für die Jazzgeschichte und ihr Folgen von enormer Wichtigkeit ist.Doch was genau geschah an jenem 30. Oktober 1958 in Hackensack, New Jersey im benachbarten New York im kleinen Aufnahmestudio des Toningenieurs Rudy Van Gelder und was macht diese Platte eigentlich so besonders und hebt sie von anderen hervor. Es ist die Geschichte eines Meisterwerks der Jazzmusik, das manchmal zwar nicht die verdiente Würdigung erhielt, jedoch bei Jazzkennern ganz klar zu den entscheidenden Jazzplatten gehört.


Im Jahre 1958 war die Jazzmusik auf dem Höhepunkt ihrer Geschichte. Obwohl großartige Musiker wie der Saxophonist Charlie Parker oder der Trompeter Clifford Brown schon beide durch tragische Weise ums Leben kamen und der Bebop der späten Vierziger und frühen Fünfziger Jahre bereits tot war, so fand Ende der Fünfziger Jahre grade ein entscheidender Richtungswechsel im Jazz statt. Meisterwerke wie John Coltranes Album „Blue Train“ waren schon geschrieben, andere wie Miles Davis’ „Kind Of Blue“, Coltranes „Giant Steps“ und „A Love Supreme“ oder Lee Morgans Album „The Sidewinder“ kamen erst noch. Während der Bebop Abschied nahm folgte mit ihm der Hard Bop, glanzvoll vertreten durch den Schlagzeuger Art Blakey, und der Jazz teilte sich allmählich in verschiedene Richtungen, so z.B. in den Modern Jazz, den Avantgarde oder den Free Jazz. „Moanin’“ spielte bei alldem eine entscheidende Rolle, da es eines der ersten Alben war, das diesen entscheidenden Weg der Veränderung ging und nicht in der Zeit stecken blieb sondern die Entwicklung vorantrieb. Maßgeblich daran beteiligt: Schlagzeuger Art Blakey.

Art Blakey, geboren am 11. Oktober 1919 in Pittsburgh, war einer der wichtigsten und bedeutendsten Schlagzeuger der Jazzgeschichte. Angefangen als Pianist, dann jedoch vom sagenhaften Pianisten Erroll Garner aus der eigenen Band verdrängt, verzog er sich später hinters Schlagzeug, stieg er schon bald zu Amerikas bedeutendsten Schlagzeugern auf und mit seiner im Jahre 1955 gegründeten Band „The Jazzmessengers“ war auch der Weg zum endgültigen Erfolg und das Entstehen dieser Platte geebnet.

Die Aufnahme fand wie fast alle Platten des Labels Blue Note Records in Hackensack, New Jersey statt, wo der Tontechniker Rudy Van Gelder, ein sehr guter Freund von Alfred Lion und Francis Wolff, den beiden Gründern und Besitzern des Labels, sein kleines Aufnahmestudio im Wohnzimmer seiner Eltern hatte. Noch heute hinterlassen die während der Aufnahme vom Fotographen Francis Wolff geschossenen Bilder die Eindrücke, wie es in Van Gelders erstem - noch sehr kleinem Studio - aussah, bevor er im gleichen Jahr noch ein größeres Aufnahmestudio im benachbarten Englewood Cliffs bezog. Im Hintergrund sind verschiedene Rollläden, Wandschränke oder Stehlampen zu sehen. Wenn man dieses kleine Zimmer heuet noch betritt scheint es beinah unfassbar, wie in so einem engen Raum so viele Jazzklassiker wie beispielsweise auch John Coltranes Album „Blue Train“ entstehen konnte.

Doch nicht nur Schlagzeuger Art Blakey alleine, Tontechniker Rudy Van Gelder oder auch die Präsenz von Alfred Lion und Francis Wolff beim Aufnahmetermin, die die Entstehung und Umsetzung der Platte vorantrieben, waren für den Erfolg bzw. das Entstehen der Platte verantwortlich, sondern vor allem die Mitmusiker Blakeys, eine völlig neu zusammen gewürfelte Band, die für den größten Teil des Materials und der Musik verantwortlich war. Es waren die neuen „Jazzmessengers“, die Blakeys Message in die Jazzwelt trugen.


Hier die Musiker, die „Moanin’“ entstehen ließen:


Lee Morgan – Trumpet
Benny Golson – Tenor Saxophon
Bobby Timmons – Piano
Jymie Merritt – Bass
Art Blakey – Drums


„Staying with the youngsters“ war immer das Credo von Art Blakey gewesen. Schon fünf Jahre vor der Aufnahme zu diesem Album war Blakey mit einer Band von nur jüngeren Leuten für das Plattenlabel Blue Note Records zum Aufnahmetermin erschienen, damals für das Arrangement im Birdland, das zwei Alben ergab, „A Night at Birdland, Vol. 1 & 2“. Und genauso wie es der Trompeter Miles Davis später auch bei seinem Album „ESP“ tat, als er eine vollkommen neue Band aus jungen Musikern vorstellte, so führte auch die neue, junge Band Blakeys dazu, dass nicht nur die „Jazzmessengers“ wieder auf einen erfolgreichen Kurs kamen, sondern auch neues und frisches Blut in eine neue Ära des Jazz gebracht wurde: den Hard Bop.


Bis auch Blakey selbst, der aus Pittsburgh stammt, bestand die ganze Band für die Aufnahme zu „Moanin’“ - und auch für wenige Aufnahmen danach noch - nur aus Musikern aus Philadelphia.

Angeführt vom Tenor Saxophonisten Benny Golson. Der 30-jährige Saxophonist aus Philadelphia und außerdem auch ein guter Freund vom anderen begabten Saxophonisten aus Philly, John Coltrane, zeigte sich als musikalischer Leiter der Band und Hauptverantwortlicher für die meisten Kompositionen neben Blakey als der wichtigste Teil der noch sehr neuen Gruppe. Alleine die vier Kompositionen „Are You Real?“, „Along Came Betty“, “Blues March” und ein Feature-Titel für Art Blakey, “The Drum Thunder Suite“ sind alle aus Golsons Händen und er verhilft nicht nur Art Blakey und seiner Gruppe „The Jazzmessengers“ zum Erfolg, sondern schafft durch seine Zeit bei Blakey auch selbst den Durchbruch als angesagter Saxophonist in der Jazzszene von New York City.


„It was Golson who recruited his fellow Philadelphians for service with Blakey overthe course of 1958; and while the sanctified Timmons composition “Moanin’” became the album’s runaway hit, it was Golson who was responsible for the majority of the material.”


Die andere wichtige Hauptperson ist der - mit 22 Jahren fast halb so alte wie Art Blakey – Pianist Bobby Timmons. Seine Komposition „Moanin’“ ist das Titelstück des Albums und außerdem der Ohrwurm in der Jazzmusik schlechthin. Mittlerweile schon wie Blakey ein Teil der Blue Note Familie, seit seinem Café Bohemia Auftritt mit Trompeter Kenny Dorham, setzt der Jungspund am Klavier seine ganz persönlichen Akzente für die Platte.

Trompeter Lee Morgan, mittlerweile schon längst nicht mehr nur als junger Teenager abgestempelt, sondern schon ein recht erfolgreicher Musiker beim Label, spielt sich auf dieser Platte nun endlich aus dem Schatten von Dizzy Gillespie, in dessen Big Band er anfing, als er aus Philadelphia nach New York kam. Sein energievolles Spiel an der Trompete und Jymie Merritts fassettenreiches Spiel am Bass beeinflussen die Kompositionen und die Stimmung während der Aufnahme sehr.

Zusammen ergibt diese Formation der „Jazzmessengers“, die genauso geschichtsreich wie ihre Musik ist, den Grundstock für die Aufnahme zu „Moanin’“. Der Weg ins Neue, eine neue Ära des Jazz und einem großen Erfolg für Blakey und seine Mitmusiker.



Hier die Zusammenfassung der Titel:



„Moanin’“

Mit dem gleichnamigen Titelstück beginnt „Moanin’“. Mit dem funkigen Thema, begonnen durch Bobby Timmons am Klavier - der auch der Komponist des Stückes ist - und danach erweitert durch den Bläsersatz, bestehend aus Benny Golson am Tenor Saxophon und Lee Morgan an der Trompete. Das Thema ist sehr eigentlich sehr einfach aufgebaut und basiert auf einem klassischen call-and-response Pattern, auf dem Timmons simple Phrasen spielt und Golson und Morgan darauf mit zwei Akkorden antworten, Bb und F.

Auch die Solos sind auf einer simplen Akkordfolge aufgebaut, Bbm7, Ab7, G7b9 und C7#5(#9). Wenn man jedoch beispielsweise mal betrachtet, wie einfach Morgans Solo an der Trompete beginnt, und doch eine ganz gewisse Spannung erzeugt wird, merkt man, was erst alles hinter dieser gospelartigen Komposition steckt. Nach Morgan folgen für jeweils zwei Chorusse die Soli von Golson am Saxophon, Timmons am Klavier und schließlich Merritt am Bass.

„Moanin’“ wird bis zu Blakeys Tod immer das Vorzeigestück der „Jazzmessengers“, die in wechselnder Besetzung bis Anfang der Neunziger Jahre seine Band, immer gefüllt mit neuen, talentierten Musikern, bleibt. Auch später noch greift Blakey immer wieder auf diese eine Komposition zurück, die 1958 den Weg zum großen Erfolg der Band ebnete.


„Are You Real?“

“Are You Real?”, die erste von insgesamt vier Komposition von Saxophonist Benny Golson, ist ein 32 Takt langes Thema, gespielt von den Bläsern, dem gleich ein Chorus langes Solo durch Benny Golson selbst folgt. Nach Lee Morgan und Bobby Timmons kommt dann endlich auch einmal Art Blakey zum Solo, nach dem er im Anfangsstück „Moanin’“ noch sehr im Hintergrund spielte. Nach seinen Breaks (Fours), die abwechselnd von ihm und einem Solisten gespielt werden, folgt am Ende ein Solo von Jymie Merritt am Bass.

Was bei diesem Stück vor allem auffällt, ist, wie bedacht jeder einzelne Solist in nur einem Chorus so bedacht und gut organisiert spielt und so in einen ziemlich kleinen Raum viele Töne und Ideen fast. Vor allem Morgans Solo zeigt, wie viel er seit seiner Zeit bei Gillespie, als er noch nur ein junger, unerfahrener Trompeter war, dazugelernt hat. Obwohl das Stück nur weniger als 4 Minuten dauert, was eher unüblich für ein Jazzstück, vor allem aus der Zeit des Hard Bop in den späten Fünfzigern und frühen Sechzigern, ist.


“Along Came Betty”

Die zweite Komposition von Golson auf diesem Album, “Along Came Betty”, ist eine wunderschöne Ballade, die jedoch sehr ins Mid-Tempo hereinrückt. Nicht irgendeine bestimmte Persönlichkeit aus Golsons engem Bekanntheitskreis, sondern einfach nur der Laufstil einer jungen Dame namens Betty beflügelte Golson zum Schreiben dieser Nummer, die im Thema wieder von den beiden Bläsern umgesetzt wird.

Die Reihenfolge der Solisten ist nahezu die gleiche wie bei „Are You Real?“ auch schon. Lee Morgan beginnt, gefolgt von Benny Golson, Art Blakey und Bobby Timmons. Wie schon bei der ersten Golson-Nummer hat jeder nur ein Chorus zur Verfügung, aber holt das Beste, manchmal auch mit ganz simplen Mitteln und wenig Töne, wie Morgan in den letzten acht Takten seines Solos, heraus.


“The Drum Thunder Suite”

Diese Nummer ist eine der interessantesten und auch abwechselungsreichsten Stücke der Platte. Ebenfalls von Benny Golson komponiert ist es jedoch kein herkömmliches Stück, sondern eine eindeutige Feature-Nummer für den Schlagzeuger der Messengers, Art Blakey.

Die „Suite“ besteht aus drei Teilen, dem ersten Teil „Drum Thunder“, dem zweiten Teil „Cry A Blue Tear“ und dem dritten Teil „Harlem Disciples“. Ganz klar und ohne Frage steht in allen drei Teilen das Schlagzeug im Mittelpunkt. Die Teile bestehen hauptsächlich aus Schlagzeugsoli, wobei jedoch immer mal wieder zwischendurch Teile der Bläsersätze einsetzten und auch einzelne kleine Passagen an Soli anderer Musiker wie Timmons oder Golson folgen.

Der erste Teil, „Drum Thunder“, beinhaltet vor allem die Melodielinien, das zwar nicht genau als das Thema definiert werden kann, zu dem die Band jedoch am Ende der Suite wieder zurückkehrt, um dann das Ende einzuleiten.

Der zweite Teil, „Cry A Blue Tear“ ist eine Nummer, geschrieben im Latinfeeling, das vor allem schon auf die Melodielinien der gesamten Band basiert.

Zu guter Letzt folgt dann im dritten Teil, „Harlem Disciples“, das Finale der Nummer, bestehend aus einem Bluesschema. Die Band kehrt zum Anfangsmelodie zurück begleitet von Blakeys Soli.


“Blues March”

Die vierte und letzte Komposition Golsons auf diesem Album ist “Blues March”, ein Stück, das sowohl vom Titel her, als auch vom Rhythmus und der Melodie an eine Marschkapelle aus New Orleans erinnert.

Der Schwerpunkt des Stückes liegt dabei ganz klar auf dem Schlagzeug und dabei auf Blakey selbst. Sowohl das Thema als auch die Soli gespielt durch Morgan, Golson und Timmons begleitet der Schlagzeuger und Antreiber der Gruppe mit einem schwerem, erdigen 4/4-Rhythmus, der die Band nach vorne pusht.

„Blue March“ sollte, wie „Moanin’“ auch schon, ein unvergessener Ohrwurm und Paradestück der „Jazzmessengers“ werden und auch auf dieses Stück greift Blakey auch später immer wieder zurück und spielt es in den verschiedensten Formationen neu ein.


“Come Rain Or Come Shine”

“Come Rain Or Come Shine” ist die einzige Komposition auf dem Album, die nicht von einem der Bandmitglieder selbst stammt, sondern ein Jazzstandard von den Songwritern Harold Arlen und Johnny Mercer ist.

In einem typisch dem Hard Bop verfallenen Spielstil fängt nach dem Thema gleich Bobby Timmons am Klavier an ein Solo von der Länge eines Chorus zu spielen, worauf ihm Golson am Saxophon, Morgan an der Trompete und Merritt am Bass folgen. Es ist zum Abschluss der Scheibe noch einmal ein Ausklang mit Jazzmaterial, dass die Gesamterscheinung dieser Platte etwas abrundet.





Schon kurz nach den Aufnahmen von „Moanin’“ folgte für Art Blakey und seine „Jazz Messengers“ eine ausgeweitete Tournee Richtung Europa, als Hauptziel Paris in Frankreich, dass zu dieser Zeit eine der lebendigsten Jazzszenen außerhalb der USA hatte. Die Auftritte wurden ein voller Erfolg und bis auf Timmons, der durch Walter Davis Jr. Ersetzt wurde und Benny Golson, den Wayne Shorter vertrat waren auch alle Bandmitglieder dabei, die auch schon bei dieser Aufnahme mitwirkten. Die Reise war ein großer Erfolg und machte Blakey und seine Band auch im entfernten Europa bekannt.

Das Album „Moanin’“ war damit der Beginn eines Erfolges, der über Jahrzehnte hinweg anhalten sollte und obwohl Art Blakey in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod immer mal wieder Höhen und Tiefen hatte, jedoch fast immer mit erstklassigen neuen Formationen seiner Band am Start war (so in den Achtzigern zum Beispiel mit Wynton und Branford Marsalis), so war das im Oktober des Jahres 1958 entstandene Album der Wegbereiter für diesen andauernden Erfolg. Blakey „stöhnte“ auf und die Jazzwelt hörte zu - bei einem bis heute nicht mehr allzu oft erreichtem Erfolg.



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Monday, July 31, 2006

Thelonious Monk - "Blue Monk"

Thelonious Monk - Piano; Charlie Rouse - Tenorsaxophon; Larry Gales - Bass; Ben Riley - Drums





Thelonious Monk zählt heute zu den bedeutensten Pianisten des Jazz und der Musik schlechthin. Sein Spielen, sein vom Bebop geprägten Stil und all das, was er selbst schuf und heute zum Grundschatz jedes guten Jazzpianisten gehört, all das prägte die Jazzmusik entscheidend.

Monk bereicherte die Welt jedoch nicht nur mit seinem unvergleichbarem Spielen und seinen Aufnahmen, auch die vielen Kompositionen von ihm, wie zum Beispiel "Round Midnight", "Ruby, My Dear" oder "Well, You Needn’t", hinterließen Spuren in der Jazzmusik. Zu diesen Stücken, die heute allesamt oft gespielte Jazzstandards sind, gehört auch die Kompositionen "Blue Monk", die in diesem Video zu hören ist.

Die Band, bestehend aus Monk selbst am Klavier, Charlie Rouse am Tenorsaxophon, Larry Gales am Bass und Ben Riley am Schlagzeug, die diese Komposition am 15. April, 1966 in Oslo auf einer Europatournee spielte, gehörte zu einer von Monks wichtigsten und besten Bands in seiner Karriere und die entstandene Aufnahme ist ein wahrer Mastertake.

Saturday, July 29, 2006

The Heath Brothers - Story Of A Jazz Family


Es gab selten eine Familie in der Jazzmusik, die einen so großen Einfluss auf die Musik und auf den Jazz nahm wie die Heath Brothers – Bassist Percy Heath, Tenorsaxophonist Jimmy Heath und Schlagzeuger Albert “Tootie” Heath. In den drei Heathbrüdern steckt nicht nur die Jazzgeschichte drin, sie sind Jazzgeschichte. Zusammen mit den drei Jones Brothers, bestehend aus Pianist Hank Jones, Trompeter Thad Jones und Schlagzeuger Elvin Jones, haben es Percy, Jimmy und Albert als einzige Familie geschafft über ein halbes Jahrhundert durch die erfolgreichste Familie der Jazzmusik zu sein und oft miteinander aufgetreten zu sein. Es ist die Geschichte einer Familie voller Jazz und Musikgeschichte.


Doch wer waren die Heath Brothers eigentlich, wie waren ihre jeweiligen Wege durch die Geschichte des Jazz, warum waren sie so wichtig für die Musik und warum waren sie einzeln und gemeinsam so erfolgreich?

Die folgenden drei Artikel beschäftigen sich mit dieser Frage, in drei verschiedenen Musikerprofilen wird aufgezeigt wer sie waren, die drei Brüder, von denen heute leider nur noch zwei übrig sind, da der Bassist Percy Heath 2005 an den Folgen von Krebs starb.

Hier geht es zu den drei Artikeln:

Percy Heath - "Big P"

Percy Heath, der älteste der drei Heath Brothers, wird am 30. April 1923 in Wilmington, North Carolina geboren, verbringt seine Kindheit jedoch in Philadelphia, Pennsylvania, wo später auch seine beiden jüngeren Brüder Jimmy Heath und Albert „Tootie“ Heath zur Welt kommen würden. Schon früh kommt der älteste Sohn der Familie mit der Musik in Berührung, sein Vater spielt Klarinette und seine Mutter singt im Kirchenchor und so liegt es nicht fern, dass auch Percy bald musikalisch einbezogen wird. Im Alter von 8 Jahren fängt er an Geige zu spielen, wobei er wie seine Mutter auch noch singt.

Im Jahre 1944, also zur Zeit des grausamen Zweiten Weltkriegs in Europa und Asien, wird Percy dann im Alter von 21 Jahren in die U.S. Army befördert. In der Air Force ist er in der Tuskegee Airmen stationiert. Doch als der Krieg ein Jahr darauf endlich vorbei ist, verlässt Percy die Army schon wieder und fängt nun an, das Instrument zu erlerne, was ihn später berühmt machen sollte - den Kontrabass. Fasziniert von Jazzbassisten wie Jimmy Blanton (der berühmte Bassist in Duke Ellingtons Band), Oscar Pettiford oder Ray Brown stürzt er sich ab dem Jahre 1946 an der Philadelphia Granoff School Of Music voll in das neue Instrument hinein und gilt schon bald als Geheimtipp am Bass in der gesamten Jazzszene in und um Philadelphia.

Sein erstes Arrangement spielt er daraufhin mit dem Pianisten Red Garland, der später durch sein Mitwirken beim ersten legendären Miles Davis Quintett der Fünfziger Jahre berühmt wird. Wenig später schon wird er dann der Hausbassist des legendären Down Beat Clubs in Philadelphia.

Seinen endgültigen Durchbruch schafft Percy dann Ende der Vierziger Jahre, als es ihn und seinen jüngeren Bruder Jimmy nach New York City - der Welthauptstadt des Jazz - zieht. Grund des Umzugs ist der Trompeter Howard McGhee, der beiden einen Platz in seiner Band anbietet, was sie nicht ablehnen. Die Tour zusammen mit McGhee bringt ihn im folgenden Jahr auch das erste Mal nach Europa, wo sie auf dem Festival International de Jazz spielen.

Zurück in New York 1949 ist Percy endgültig zu den Großen des Jazz aufgestiegen. Er spielt mit Musikern wie Clifford Brown, Miles Davis, Thelonious Monk, Charlie Parker, Sonny Rollins und Horace Silver. Der Bebop-Trompeter Dizzy Gillespie holt ihn im Jahre 1952 - diesmal wieder zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jimmy - in seine Big Band, wo er zwei Jahre lang bleibt.



Seine Karriere prägt jedoch vor allem das Jahr 1951, als er Teil des Milt Jackson Quartetts wird, zusammen mit dem Pianisten John Lewis und dem Schlagzeuger Kenny Clarke. Die Wurzeln dieser Formation liegen auch schon in Gillespies Band, der auch Jackson, Lewis und Clarke angehörten. Percy Heath ersetzt hier zunächst nur den Bassisten Ray Brown, der die Band kurz vorher verlässt, wird dann jedoch auch fester Teil der Gruppe. Ein Jahr später benennt sich die Gruppe in das Modern Jazz Quartet (kurz auch MJQ) um und wird eine der berühmtesten kleinen Combobands der Jazzgeschichte. Im Jahre 1955 bildet sich dann die endgültige Formation des Quartetts, die dann auch lange Jahre bestehen wird: Schlagzeuger Kenny Clarke wird durch den Drummer Connie Kay.

Es ist aber nicht so, dass Percy nun dort angekommen war, wo er zu den größten Bassisten des Jazz gehörte, er befand sich jedoch auf dem besten Weg dorthin. Beim Basstitan Charles Mingus lernt er in den Fünfziger Jahren viel über die Intonation am Bass, was im definitiv auch zum Durchbruch beim Modern Jazz Quartet hilft. Es folgen 43 Jahre, in denen das Modern Jazz Quartet aktiv ist und den amerikanischen Jazz auch auf vielen Auslandstourneen in der Welt präsentiert.

Im Jahre 1974 fordern finanzielle Probleme jedoch die Band, sich vorläufig aufzulösen und eine Ruhepause einzulegen. Die Pause vom MJQ nutzt Percy Heath jedoch, um endlich einmal eine Gruppe zusammen mit seinen beiden Brüdern Jimmy und Albert zu formatieren. Aus dieser Idee entsteht die Gruppe „The Heath Brothers“, die während des Zeitraums von 1975 bis 1982 regelmäßig zusammen auf der Bühne steht und Platten produziert. Für Percy Heath öffnet diese Zeit auch völlig andere Welten. Zur Gruppe steuert er sehr viele eigene Komposition wie zum Beispiel „The Watergate Blues“, „Rejoice“, „Move To The Groove“, „Islandized“ oder „Dave’s Haze“ bei und greift auch immer häufiger zum Cello.



Als sich die Heath Brothers dann auflösen startet das Modern Jazz Quartet - in alter Formation und neuer Frische - im Jahre 1983 wieder voll durch und Percy Heath feiert zusammen mit Milt Jackson, John Lewis und Connie Kay auf einer Japantour einen der größten Erfolge in der ganzen Zeit seit Bestehen der Band.

Als 1994 dann der Schlagzeuger Connie Kay bricht der erste Teil des legendären MJQ weg, am Schlagzeug ersetzt ihn vorläufig dann Percy’s Bruder Albert „Tootie“, doch als 1999 auch der Vibraphonist Milt Jackson stirbt, ist die Magie der legendären Band von damals endgültig verschwunden. Zwei Jahre später, im Jahre 2001, stirbt dann auch der Pianist John Lewis.

Auch Percy Heath, mittlerweile schon 78 Jahre alt zieht sich mehr und mehr aus dem großen Musikerbusiness zurück und verbringt nun viel Zeit in seiner Heimat Long Island in New York. Es folgen jedoch immer mal wieder Auftritte in der New Yorker Jazzszene, vor allem zusammen mit seinen beiden jüngeren Brüdern.

Im Jahre 2004 folgt dann noch einmal ein einmaliges Highlight in seiner Karriere. Beim kleinen Jazzlabel Daddy Jazz nimmt Percy Heath sein allererstes Album als Leader auf – „A Love Song“. Auch wenn es die einzige Platte als Leader bleiben sollte, auf mehr als 300 verschiedenen Platten ist Heath noch heute mit dem Modern Jazz Quartet oder einfach nur als Sideman zu finden und tritt hier meistens in Höchstform und einer umwerfenden Präsenz am Bass auf.



Am 28. April 2005 stirbt Percy Heath in seiner Heimatstadt New York City an den Folgen von Knochenkrebs. Mit dem Tod des ältesten Mitgliedes der Heathfamilie bricht auch das letzte Teil des Modern Jazz Quartet weg und einer der begabtesten und vielseitigsten Bassisten der Jazzgeschichte verlässt den Jazz. Doch sein Geist lebt noch heute in seinen Aufnahmen, in der Musik seiner beiden noch lebenden Brüder und in den Gedanken vieler, die seine Musik und seien Art des Spielens liebten.


Mehr zu den Heath Brothers: Hier

Jimmy Heath - The Saxophon Professor

Jimmy Heath, jüngerer Bruder von Percy Heath und ältere Bruder von Albert "Tootie" Heath, kommt am 25. Oktober 1926 in Philadelphia, Pennsylvania zur Welt und ist somit 3 Jahre jünger als sein Bruder Percy. Aufwachsen tut er wie auch sein älterer Bruder Percy schon in Philadelphia und bekommt somit nicht nur etwas von der pulsierenden Jazzszene von Philly etwas mit, sondern auch von den ersten musikalischen Schritten seines Bruders, der in dieser Zeit anfängt die Geige zu spielen.

Über Jimmy’s Kindheit ist dagegen nicht so viel bekannt, wie über die seines größeren Bruders, der auf die Karriere beider betrachtet ein höheren Grad an Ruhm genoss, größtenteils durch sein Mitwirken im Modern Jazz Quartet. Was jedoch klar auf der Hand liegt ist, dass Jimmy Heath am Anfang eigentlich gar kein Tenorsaxophonist war, sondern er, wie sein Vorbild Charlie Parker das Altsaxophon spielte. Dadurch wurde er auch oft „Little Bird“ genannt, weil seine Spielweise schon echt sehr nah an die Parkers kam und von demselben Ansatz an Virtuosität geprägt war.

In den ersten Big Bands in Philadelphia, wo er ab 1947 anfängt zu spielen, befinden sich schon einige Jazzmusiker, die später zu den größten in der Geschichte dieser Musik gehören werden. Darunter befinden sich Namen wie der Tenorsaxophonist John Coltrane (zu dieser Zeit jedoch auch noch ein Altsaxophonist), Benny Golson oder Nelson Boyd. Auch Charlie Parker selbst und der Schlagzeuger Max Roach tauchen oft in der lokalen Szene in Philadelphia auf.

Zusammen mit seinem Bruder Percy, der mittlerweile schon zum Bass gewechselt ist, zieht es ihn dann im Jahre 1947 in die schillernde Jazzmetropole New York City, wo ihnen der Trompeter Howard McGhee einen Platz in seiner Band anbietet.Die Arbeit mit dem talentierten Trompeter öffnet nicht nur Percy, sondern auch Jimmy Heath die Türen zur Jazzwelt und zu vielen spannenden Arrangements mit vielen Jazzgrößen. So spielt Jimmy schon zwei Jahre darauf in Dizzy Gillespies Big Band mit und spielt 1948 im Alter von nur 21 Jahren in Europa auf dem ersten Internationalen Festival in Paris (wieder gemeinsam mit seinem Bruder Percy Heath).




Anfang der Fünfziger Jahre erfolgt dann eine wichtige Veränderung für Jimmy Heath. Wie andere Altsaxophonisten auch (z.B. John Coltrane) wechselt Jimmy zum Tenorsaxophonist, dem Instrument, das durch die Präsenz von Coleman Hawkins zu dem Instrument des Jazz geworden ist. Der Wechsel zum anderen Saxophon mag jedoch auch viele andere Gründe gehabt haben. Ganz klar zu nennen wäre hier Charlie Parker - der Meister des Altsaxophons. So gut wie nie konnte er auf seinem Instrument übertroffen werden und selbst im größten Drogen- und Alkoholrausch war „Bird“ nicht zu schlagen und so gaben viele Altsaxophonisten den Kampf gegen die schon Lebzeiten zur Legende aufgestiegenen Musikerpersönlichkeit einfach auf. Oft hatte der Wechsel jedoch auch was damit zu tun, dass man Jobs in den Big Bands und Gruppen bekam, das Altsaxophon war zu dieser Zeit noch wesentlich verbreiteter als das Tenorsaxophon und so gab es in den meisten Bands schon oft einen Altsaxophonisten.

Doch für Jimmy Heath folgten in den Fünfziger Jahren auch einige persönliche Probleme. Durch seine Drogensucht, die ihn wie viele andere Musiker auch in den Abgrund zog, verlor Heath stark an Boden, lebte nur noch von der Nadel und von Schuss zu Schuss. So verpasste er in dieser Zeit auch teilweise wichtige Arrangements mit Miles Davis, der ihn gerne in seinem Quintett haben wollte, Jimmy jedoch nicht annehmen konnte, weil er Philadelphia nicht verlassen durfte, da bei der Polizei bekannt war, dass er ein Junkie war und er somit diesen Raum nicht verlassen durfte.

Zurück im Jahre 1959 - diesmal clean, denn er hatte den Entzug von den Drogen geschafft – nimmt er den Kontakt zur Jazzwelt wieder auf (zwischendurch spielte er mal eine Zeitlang gar nicht oder schrieb nur für andere Musiker wie der Trompeter Chet Baker oder der Schlagzeuger Art Blakey). Es folgt zunächst eine einjahrlange Arbeit mit dem Trompeter Miles Davis, wo Heath den Saxophonisten John Coltrane beerbt, der die Band kurz zuvor verlassen hatte. Das erste mal in seiner Karriere bekommt er viel mit Modern Jazz zu tun bekommt. Davis’ Aufnahme „Kind Of Blue“ ist noch frisch in den Köpfen der Leuten und der Wegweiser in eine neue Epoche des Jazz und auch wenn sich Jimmy am Anfang etwas schwer tut, so lernt er mit der Zeit auf die spärlich wenigen Akkorde zu improvisieren und lernt bei Davis viel dazu.




Auch mit Trompeter Kenny Dorham und dem Pianisten Bill Evans spielt Heath nun erfolgreich zusammen und in dieser Zeit fängt auch seine Zeit beim Plattenlabel Riverside an, für das er viele erfolgreiche Jazzplatten produziert und einspielt. In den Sechzigern steht er auch viel mit dem Vibraphonisten Milt Jackson, bestens bekannt aus dem Modern Jazz Quartet seines Bruders Percy, und dem Trompeter Art Farmer auf der Bühne.

Schon zu dieser Zeit zeigt sich, dass Jimmy Heath ein großartiges Talent zum Komponieren und Arrangieren besitzt. Mehr als 125 Kompositionen hat er bis heute geschrieben, darunter viele wichtige Jazzstandards wie zum Beispiel „C.T.A.“, „Without You – No Me“, eine Anlehnung an seine enge Verbundenheit zu Dizzy Gillespie, „Trane Connections“, als Hommage an John Coltrane oder „Gingerbread Boy“, ein Stück, dass Heath seinem Sohn Mtume gewidmet hat. Auch seinen älteren Bruder Percy Heath verewigte Jimmy Heath in einer seiner Kompositionen, sie trägt den Namen „Big P“.

Mit seinen beiden Brüdern Percy und Albert „Tootie“ formatiert Jimmy dann im Jahre 1975 die Jazzgruppe „The Heath Brothers“, in der er der führende Kopf der Gruppe ist, da er durch sein großes Talent des Arrangierens und Komponierens zusammen mit seinem älteren Bruder Percy ein perfektes Team bildet, dass durch den Drummer Albert „Tootie“, der bei vielen anderen Jazzgrößen einiges gelernt hatte und schon längst zum Olymp der Jazzmusiker aufgestiegen war, perfekt vervollständigt wurde. So folgten 7 Jahre, in denen Jimmy vor allem mit seinen beiden Brüdern auf der Bühne und im Aufnahmestudio stand.



Im Jahre 2003 wurde Heath dann mit dem American Jazz Master Fellowship für seine Lebensleistung ausgezeichnet, eine Ehre, die er unter anderem mit Ella Fitzgerald, Count Basie und Dave Brubeck teilt.

Noch heute lebt der mittlerweile 80-jährige Jimmy Heath in New York City und ist weiterhin als Arrangeur und Komponist, sowie als Musiker tätig. Vielen jungen Musikern hat Jimmy Heath sein Wissen bis heute weitergegeben und er scheut es bis heute nicht, sich immer neuen Herausforderungen zu stellen. Nach dem Tod seines Bruders Percy Heath im Jahre 2005 nun auch der wichtigste musikalische Vertreter der Familie und der Heath Brothers. Heath ist außerdem der Vertreter des Bebopsaxophons und da es heute biologisch gesehen immer seltener wird, mit einem Musiker aus der Gründergeneration des Bebop zusammenzuspielen ist Jimmy Heath noch heute ein sehr beliebter Jazzmusiker.


Mehr zu den Heath Brothers: Hier

Albert "Tootie" Heath - The Third Heath

Albert „Tootie“ Heath, der jüngste der drei Heath Brothers, wird am 31. März 1935 in Philadelphia, Pennsylvania geboren und spielt somit als jüngstes Mitglied der Familie auch oft im Schatten seines um 12 Jahre älteren Bruder Percy Heath und seines 9 Jahre älteren Bruder Jimmy Heath.

Aufwachsen tut Albert Heath wie seine beiden älteren Brüder auch schon in Philadelphia und obwohl Percy und Jimmy das Elternhaus schon bald verlassen, um nach New York City zu ziehen und beim Trompeter Howard McGhee zu spielen, ist Albert bis zu seinem 12. Lebensjahr fast täglich mit seinen beiden Brüdern zusammen und sieht den beiden mit ihren Instrument zu, Percy zunächst an der Geige, später am Bass und Jimmy Heath zunächst am Altsaxophon. Die Musik fasziniert auch ihn und so kann er sich kaum der sehr musikalischen Richtung der Familie entziehen. Schon die Eltern der drei Söhne pflegten es zu musizieren, so spielte Alberts Vater Klarinette, während seine Mutter im Kirchchor sang. Alberts Instrument wird im Laufe der Jahre dann das Schlagzeug, eine ähnliche Entwicklung, wie bei einer anderen großen Familie des Jazz – den Jones Brother, bestehend aus dem Pianisten Hank Jones, dem Trompeter Thad Jones, und dem Schlagzeuger Elvin Jones.

Die ersten wichtigen Aufnahmen macht Albert im Jahre 1957 als er zusammen mit dem Tenorsaxophonisten John Coltrane auf der Bühne steht und zusammen mit ihm Aufnahmen macht.



Doch obwohl Albert Heath ein großartiger Schlagzeuger ist und in seiner bisherigen Karriere als Musiker schon sehr oft mit vielen großen Jazzmusikern wie zum Beispiel Kenny Drew, Art Farmer, Benny Golson, Dexter Gordon, Herbie Hancock, J.J. Johnson, Wes Montgomery, Bobby Timmons und Cedar Walton zusammengespielt hat, kam er nie wirklich aus dem Schatten seiner beiden älteren Brüder heraus. Das liegt vor allem daran, dass Percy Heath beim Modern Jazz Quartet teilweise die größten Erfolge feierte, die ein Jazzmusiker nur feiern kann und Jimmy Heath sich als ein einmaliges Ausnahmetalent als Komponist und Arrangeur zeigte. Es ist schwer sich bei solchen Brüdern ins Rampenlicht zu stellen und doch schaffte es „Tootie“ oft, als sympathischer Musiker, der von seinen Mitmusikern oft als begabter und talentierter, jedoch auch als zielbewusster Schlagzeuger anerkannt wurde.

Nicht zu verschweigen ist natürlich auch, dass Albert seinen beiden Brüdern auch viel zu verdanken hat, denn sie ebneten ihm den Weg zu Musik, und dienten für ihn als Leitfaden und teilweise auch als Vorbild.

Dass die drei Brüder jedoch alles zusammen ein unwiderstehliches Trio sind zeigt sich im Jahre 1975, als Albert zusammen mit Percy und Jimmy die Gruppe „The Heath Brothers“ gründet. Als Schlagzeuger sorgt er hier für den entscheidenden Puls und treibt mit seinem Spiel die meisterhaften Ideen seiner beiden Brüder voran. Als 1982 diese Gruppe dann wieder sich trennt und jeder der Musiker ihre eigenen Wege geht, vor allem dadurch ausgelöst, das Percy Heath zum Modern Jazz Quartet zurückkehrt, dass sich im folgenden Jahr wieder neu formatiert, geh tauch Albert seinen eigenen Weg als Musiker.



Auch heute noch ist der mittlerweile 71-jährige Albert „Tootie“ Heath als Musiker in der New Yorker Jazzszene aktiv und ist der Leader und Produzent von „The Whole Drum Truth“, einem Jazzschlagzeug Ensemble bestehend aus den großen Meistern des Schlagzeug wie Ed Thigpen, Billy Hart, Louis Hayes oder Ben Riley.


Mehr zu den Heath Brothers: Hier

Wednesday, July 19, 2006

Ben Webster & Jo Jones - Various Tunes

Ben Webster - Tenor Saxophon; Jo Jones - Drums; (and Various Artists)




Ben Webster und Jo Jones sind beide Musiker, die die Musik auf ihrem Instrument und im allgemeinen veränderten, Webster an seinem Saxophon, das auch durch ihn zu dem Instrument des Jazz wurde, und Jones am Schlagzeug, begonnen bei Pianisten und Bandleader Count Basie und später selbst anerkannt als einer der besten Drummern der Jazzgeschichte.

Auf diesem Video spielen beide zusammen und beide spielen sehr im Vordergrund der ganzen Band, was speziell für einen Schlagzeuger etwas Besonderes ist. Das beginnende Solo von Webster ist erstklassig gespielt, perfekt unterstrichen durch die Band und die darauf folgenden Breaks (4/4) von Jones zeigen auch seine erstklassigen Fähigkeiten als Solist - nicht nur unbedingt als Begleiter und Antreiber der Gruppe.

Sunday, July 09, 2006

Thelonious Monk - The Mythos Of Jazz

Thelonious Monk war einer der herausragenden Pianisten der Jazz-geschichte und einer der seltenen Musiker, die es mit ihrem musikalischen Werk schafften, die Musik voranzubringen und mit ihren Kompositionen zu bereichern. Es ist der Mythos eines Mannes, dessen Name schon geheimnisvoll auf einen wirkt, hinter dem sich aber menschlich und musikalisch viel mehr verbirgt, als am Anfang anzunehmen ist.



Thelonious Sphere Monk erblickt am 10. Oktober 1917 in Rocky Mount, North Carolina in den Vereinigten Staaten von Amerika das Licht der Welt. Schon sein Name ist bei der Geburt ein absoluter Sonderfall und so kommt es schon auf dem Standesamt zu einer Verwechselung seines Namens in Thelius(sic) Monk, wobei es sich klar um einen Hörfehler handelt.

Als der kleine Monk sechs Jahre alt ist zieht die Familie samt dem Vater, der Mutter und den beiden Söhnen bzw. einer älteren Tochter nach New York City ins ärmliche Schwarzenviertel San Juan Hill, südwestlich von Harlem. Hier wohnt die Familie von nun an an der West 63rd Street zwischen der 11th Avenue und West Side Drive, unmittelbar hinter dem heutigen Lincoln Center. Es ist eine Gegend mit einer lebendigen Musikszene und es ist der Ort, an dem Thelonious auch die meiste Zeit seines Lebens leben wird. Monks Mutter findet hier auch schnell Arbeit, sodass der finanzielle Standpunkt der Familie gesichert ist, denn der Vater verlässt New York schon bald wieder und zieht Genesung suchend zurück in den Süden der USA und taucht nie wieder auf. Die Familie bleibt trotzdem in New York und lebt sich immer besser in den Alltag in einer der größten amerikanischen Großstädte ein

Hier wächst er Anfang der zwanziger Jahre auf und bekommt schon früh viel von der Musik, vor allem dem Jazz, der sich nach und nach zu Amerikas wichtigster Musikrichtung entwickelt, mit. Das Schlüsselereignis in Monks Jugend ist jedoch als Bekannte der Familie ein Klavier schenken. Seine ältere Schwester Marion erhält fortan Klavierunterricht und Monk ist von diesem Instrument so fasziniert, dass er ihr beim Üben immer über die Schultern schaut und sich nach einer gewissen Zeit das Klavierspielen selbst beibringt. Obwohl er danach auch an der Schule kurz Trompete ausprobiert bleibt seine Liebe zum Musik immer in Verbindung mit dem Klavier und so erhält er im Alter von elf Jahren auch selbst Klavierstunden bei einem Klavierlehrer.

Mit vierzehn Jahren ist Thelonious dann schon so gut, dass er auf zahlreichen Anlässen, so zum Beispiel in der Nachbarschaft, Klavier spielt und so einen kleinen finanziellen Beitrag für die Wohnungsmiete und die musikalische Unterhaltung leistet. Auch an der High School beschäftigt sich Monk viel mit Musik, ist aber auch in anderen Bereichen besonders gut, so zum Beispiel in Mathe, Physik oder Basketball. Auch sein Jazzinteresse ist immer ausgeprägter und so wird auch langsam eine leise Ahnung seiner beruflichen Zukunft deutlich.

Jeden Mittwoch besucht Monk von nun an einen Amateurwettbewerb im Harlemer Musikpalast Apollo. Doch weil er diesen Wettbewerb so oft hintereinander gewinnt wird er schon bald nicht mehr zugelassen. Er spielt schon jetzt in einer völlig anderen Liga mit, was spätestens sein frühzeitiges Verlassen der High School um die Jahreswende 1933/34 zeigt, um mit einer Sängerin und anderen Musikern auf eine ausgedehnte Tournee zu gehen, und das alles im Alter von 16 Jahren. Es ist der erste Schritt zum Berufsmusiker und Monk gewinnt in dieser Zeit, in der er weit weg von zu Hause ist, erheblich and menschlicher und musikalischer Reife. In den Städten, in denen die Gruppe halt macht, sucht Thelonious jedoch weiterhin Anschluss an die Jazzszene und spielt so häufig nach seinen Gigs bei spätnächtlichen Jam Sessions. Hier trifft er in Städten wie Kansas City erstmals auf wirkliche Jazzlegenden wie die Pianisten Mary Lou Williams.




Im Jahre 1936 kehrt er dann nach Beenden der Tour nach New York City zurück, um seine Mutter mit verschiedenen Gelegenheitsjobs, wie dem Spielen in Bierkneipen und Tanzsälen, finanziell zu unterstützen. Mit anderen Musikern wie dem Schlagzeuger Kenny Clarke steuert Monk jedoch eine neue Art und Interpretation des Jazz an, mit neuen musikalischen Plänen und Neuerungen, die sich schon Jahre später in der neu entstandenen Musikrichtung Bebop äußern werden.

Mit Bud Powell begegnet Monk im Jahre 1937 dann auch ein gleich gesonnener junger Jazz-Pianist. Die beiden bauen eine Freundschaft auf, die auch lange bis zu Powells frühzeitigem Tod Mitte der Sechziger Jahre halten wird und durch dessen Drogenabhängigkeit Monk auch das ein oder andere Mal in Schwierigkeiten kommen wird.

Seinen bisher größten Erfolg verbucht Thelonious Monk dann im Jahre 1940, als er der Hauspianist im Jazzlokal Minton’s Playhouse, oben auf der West 118th Street in Harlem, wird. Der Club, gegründet vom älteren Musiker und einem der ersten Musikergewerkschaftsfunktionären Henry Minton, ist fortan der zentrale Anlaufspunkt für junge und experimentierfreudige Musiker in der New Yorker Jazzszene. Neben Monk spielt außerdem noch der Schlagzeuger Kenny Clarke und oft der Bassist Nick Fenton bei den nächtlichen Jam Sessions im Minton’s. Hier entstehen durch die unvergleichliche Zusammenarbeit von Musikern wie Charlie Parker, Dizzy Gillespie, sowie Thelonious Monk und Kenny Clarke selbst bald der Bebop, eine Musikrichtung, die sich durch einen hohen Anteil vom Improvisation und dem Hervortreten des Solisten charakterisiert. Weg vom Big Band Swing in das neue Abenteuer des Bebops schreiben Monk und die anderen Musiker hier Geschichte und hauchen der Jazzszene neues Leben ein.

Doch mit dem Einzug des Bebops spaltet sich auch das Jazzpublikum, nicht bei jedem Jazzfan stößt diese neue Musik auf Faszination und so spalten sich auch die Meinungen über Thelonious Monk, der sich nun zunehmender Bekanntheit erfreut. Als einer der ersten Jazzkritiker, der jedoch Monks unvergleichbare musikalische Gabe und Größe erkennt und schätz, ist Herbie Nichols, selbst Pianist und heute nur noch spärlich bekannt - zu seinen bedeutendsten Aufnahmen gehören seine Einspielungen für das New Yorker Jazzlabel Blue Note Records. Er würdigt seine Musik und seine musikalische Denkweise. Doch er gehört Mitte der Vierziger Jahre noch zu den wenigen, die das erkennen. Bei vielen stößt Monks Musik auf Verwirrung, dabei ist heute klar einzuräumen, dass er schon im Jahre 1945 seiner Zeit weit voraus war.

Obwohl vor allem Charlie Parker und Dizzy Gillespie im Rampenlicht des Bebop stehen schert sich Thelonious Monk sichtlich wenig darum. Im Jahre 1946 bekommt er dann einen Job in der Big Band von Gillespie, doch dieses Arrangement endet schon bald wieder, da Monk mal wieder aus Prinzip zu einem der Auftritte kam.



Zu Beginn des Jahres 1947 beginnt Monks Karriere dann richtig ins Laufen zu kommen. Musiker wie Gillespie oder Parker haben schon die ganzen Vierziger – ausgenommen von der Zeit des Gewerkschaftsstreiks der Musikerindustrie – Platten aufgenommen und ihre Musik verewigt. Monk selbst jedoch war bisher nur als Sideman bei anderen Musikern – vor allem bei Gillespie selbst – ins Auge der Jazzwelt gerückt. Doch jetzt, zu Ende seines dreißigjährigen Lebensjahrs, scheint auch Monk seine Chance zu bekommen. Der Gründer des Jazzlabels Blue Note Records, Alfred Lion, sucht Thelonious Monk für die Vorzeigefigur seines im Jahre 1939 gegründeten Labels aus und bei Blue Note erscheinen Monks ersten beiden Alben als Leader - „Genius Of Modern Music, Vol. 1 + Vol. 2“. Die beiden Platten werden für Blue Note zwar nur ein mäßiger Erfolg, sind jedoch der Grundstein eines Fundaments, das Monk erst noch dabei ist zu errichten. Die Musik der Platten ist jedoch unbestreitbar sagenhaft und so ist auch hinzuzufügen, dass Blue Note auf das alte Plattenformat setzte, während alle großen Plattenfirmen schon das neue Medium verwendeten und somit der Erfolg nur gering ausfiel.

In dieser Zeit passiert es auch, dass Thelonious um die Hand jener Frau aus der Nachbarschaft namens Nellie anhält, einem Mädchen, dass schon auf seine Tage im Sandkasten zurückgeht und mit der er immer eine tiefe und gegenseitige Liebe verband. Selbstaufopfernd sorgt Nellie von nun an für ihren Ehemann, sorgt für die Ordnung in seinem Zimmer, wäscht sein Geschirr ab oder steckt im die Zigarren an. Obwohl Monk sich mehr an die Musik als an sie bindet, ist es wohl Nellies rücksichtslose Bereitschaft, für Monk zu sorgen und da zu sein, der ihre Ehe für so lange Jahre am Leben lässt.

Das Jahr 1949 bringt dann jedoch einen Tiefpunkt in Monks Karriere mit sich. Nachdem er im Jahre 1948 für seine Arbeit vom Downbeat-Magazin bei einer Leserumfrage in der Sparte für Klavier wenigstens 23 Stimmen bekommen hatte folgte im Jahr darauf keine einzige. Monk lässt sich seine Verbitterung zwar nicht anmerken, aber igelt sich von da an zu Hause ein, starrt Stunden lang auf eine Stelle, spielt den halben Tag durch Klavier und hört Platten. Nellie versucht so alle Unannehmlichkeiten von ihm fernzuhalten.

Im Jahr 1950 folgt dann wieder der vorläufige Aufstieg, Monks Sohn Thelonious Junior Monk (auch genannt T.J. Monk) kommt auf die Welt und Norman Granz lädt ihn für ein Gastspiel in einer All-Star Band für eine „Jazz at the Philharmonic“-Konzertreihe ein. Hier sind auch der Bassist Curley Russel und der Schlagzeuger Buddy Rich mit von der Partie.

Das nächste Jahr bringt dann jedoch das vorläufige Auftritts-Aus in der New Yorker Jazzszene und somit seine Live-Karriere zum Stillstand, nachdem Monk zusammen mit seinem drogenabhängigen Freund Bud Powell von der Polizei angehalten werden und in ihrem Auto Drogen entdeckt werden. Da Monk sich jedoch weigert, gegen seinen Powell auszusagen wird ihm damit die Auftrittserlaubnis in New Yorker Clubs, in denen Alkohol ausgeschenkt wird – die so genannten „Cabaret Card“ – entzogen. Er kommt für sechzig Tage ins Gefängnis, schlimmer jedoch ist die Länge des verhängten Auftrittsverbots. Sechs Jahre lang ist Monk nun von der Clubszene verband, erst 1957 erlangt er durch die mühsame Hilfe zahlreicher Freunde wieder seine Cabaret Card.

In dieser Zeit von Monks Abwesenheit folgen daher nur ein paar Plattenaufnahmen für Labels wie Prestige oder Riverside. Nachdem er Blue Note im Jahre 1952 verlassen hatte kehrt sich Monk nun anderen Dingen zu. Zwei Jahre lang arbeit er nun für Prestige, kommt dabei nur zweimal als Sideman zum Einsatz. Obwohl der Besitzer des Labels, Bob Weinstock, immer versucht, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten und Thelonious somit manchmal sogar auf einem ziemlch verstimmtem Flügel spielen muss, so halten ihn seine Platten über Wasser und in den Köpfen der Leuten.

Doch Monk findet in dieser Zeit, in der er eher etwas zurückgezogener lebt, auch endlich wieder die Zeit, sich über seine eigene Musik Gedanken zu machen, Stunden lang Klavier zu spielen, ausgiebig zu schlafen, sich aber auch um seinen Sohn T.J. zu kümmern.





Als im Jahre 1955 dann der Saxophonist und Leitfigur des Bebop Charlie Parker verstirbt endet damit eine ganze Ära. Mit dieser Wende in der Musik verändert sich damit auch das Publikum, sucht sich einen neuen Star, eine neue Galionsfigur. Miles Davis gibt der Jazzmusik Mitte der Fünfziger Jahre nach seiner überwundenen Drogenabhängigkeit durch den Modern Jazz ein neues Gesicht und Aufnahmen, wie die 1954 entstand Prestige Platte „Bag’s Groove“ des Vibraphonisten Milt Jackson zeigt, dass auch Monk zu dieser Entwicklung beiträgt, so z.B. als Sideman bei Davis.

Doch mit diesem Ereignis kommt auch wieder eine Wende für Monk. Er wechselt von Prestige zu Riverside, einem er erst gegründeten kleinen Jazzlabel. Es folgen wie schon zuvor bei Riverside viele eigene Platteneinspielungen für Monk.

Zwei Jahre später tragen dann die Bemühungen, Thelonious in die New Yorker Jazzszene zurückzuführen endlich ihre Früchte. Per medizinischem Gutachten kann endlich bewiesen werden, dass er kein Junkie ist und so kann er daraufhin nach Jahren wieder sein erstes Club-Engagement annehmen. Hier trifft Monk auf den Musiker John Coltrane, zu dieser Zeit noch Tenorsaxophonist in der Band von Miles Davis. Coltrane, zu dieser Zeit noch schwer drogenabhängig wird nur Tage später von Davis gefeuert und Monk nutzt diese Chance mit ihm spielen zu können unverzüglich. Trane schafft es seine Drogensucht mit einem Cold Turkey zu überwinden und steigt bei Monk ein.

Im Sommer 1957 folgt dann ein acht Monate langes Engagement im Five Spot Club in New York, zusammen mit John Coltrane am Saxophon, Wilbur Ware am Bass und Shadow Wilson am Schlagzeug. Dieser Auftritt wird für Thelonious ein triumphales Heimspiel und ein umwerfender Erfolg. Der Club ist stets voll und die Schlange der Eintrittssuchenden reicht stets immer um den nächsten Block. Der Clubmanager ist so begeistert, dass er Monk für sein Gastspiel im Club ein neues Klavier aussuchen lässt, das dann für den Club angeschafft wird. Monks Zeit zusammen mit Coltrane bringt ihm noch mal mehr Ansehen.

Neben seinem Five Spot Auftritt entwickelt Monk im Laufe des Jahres auch noch andere Aktivitäten. So geht er für das Label Riverside gleich fünf Mal ins Aufnahmestudio, immer mit wechselnden Musikern. Doch im Herbst schon wird Monks Höhenflug vorzeitig durch einen unangenehmen Zwischenfall gestoppt. Bei der Fahrt zu einem Auftritt zusammen mit dem Saxophonisten Charlie Rouse in Baltimore hält Monk in Delaware kurz an, weil er Durst hat. Er bitten den Geschäftsführer an der Rezeption um ein Glas Wasser, der jedoch reagiert ziemlich unfreundlich, worauf Monk schweigend in der Eingangshalle auf und ab läuft. Der Geschäftsführer, durch den große schwarze Hünen verunsichert, ruft daraufhin die Polizei, die zerrt ihm dann aus dem Auto und verhaftet ihn daraufhin. Die New Yorker Polizei entzieht ihm nach diesem Vorfall die Cabaret Card wieder, diesmal für zwei Jahre.

Der Vorfall hat nicht nur zur Folge, dass Thelonious wieder bis 1959 keine Auftrittserlaubnis in den New Yorker Clubs bekommt, die seelische Belastung dieser rassistischen Tat machen ihn auch noch lange danach noch zu schaffen. Trotz des Cabaret Card-Verlust kann Monk jedoch nichts mehr dem Erfolg streitig machen. Jede seiner Platten wird gepriesen und Monk als eines der besten Pianisten des Jazz anerkannt.




Inzwischen ist Monk zu einem richtigen Top-Star gereift. Seine Gagen pro Abend bewegen sich in der Regel um die 1000 $ und zum ersten Mal bekommt nicht nur Amerika etwas vom Star des Jazz mit, sondern zum ersten Mal auch Europa. Von 1961 bis 1967 geht Monk mit seinem Quartett, bestehend aus Charlie Rouse am Saxophon, John Ore am Bass und Frank Dunlop am Schlagzeug mit nahezu jährlicher Regelmäßigkeit auf Europatournee.

Der Medienkonzern CBS, der schon so einige Jazzstars wie den Trompeter Miles Davis oder den Pianisten Davis Brubeck zu diesem Zeitpunkt groß raus gebracht hat, zeigt sich an Monk daraufhin sehr interessiert. So kommt es, dass Monk Riverside bald verlässt und das lukrativere Angebot von CBS annimmt. Ab 31. Oktober 1962 geht Monk somit mit durchgehender Regelmäßigkeit ins Aufnahmestudio und wächst in diesen sechs Jahren bis 1968 endgültig zu einem Weltstar. Monk landet im Februar des Jahres 1964 auf dem Titelbild des renommierten Time-Magazins und gibt dem Pianisten aus New York einen erneuten Erfolgsschub und wird mit seinem Quartet gefeiert. Auch Monks Kleidung ändert sich, obwohl er schon seit seiner Jugendzeit sich sehr bewusst kleidet. Seit Ende der Fünfziger Jahre ist er jedoch nie ohne irgendeine Kopfbedeckung zu sehen. Anders als in Amerika, trifft bei den vielen Tourneen in der Welt die aus schwarzen Musikern bestehende Band nur selten auf rassistische Bemerkungen und wird so gut wie immer mit offenen Armen empfangen.

Im Herbst 1968 wird jedoch deutlich, dass nicht nur das Quartett selbst, sondern auch bei CBS nach sechs Jahren zusammener Arbeit die Luft langsam raus ist. Zwar will man Monk gerne weiterhin produzieren, doch am Ende trennen sich die beiden Wege dann doch. Ein Jahr später trennen sich so dann auch langsam die Wege des Quartetts, das zwischendurch auch mal die Besetzung wechselte und Monk hat Probleme, seine Band adäquat zu besetzten. So kommt er im Jahre 1969/70 alleine nach Europa und Japan und spielt in dieser Zeit auch zumeist nur Solopiano.

Als er im April 1971 dann nach New York zurückkehrt versucht er dann seine Besetzungsprobleme dadurch zu lösen, dass er seinen eigenen Sohn T.J. Monk – mittlerweile 21 Jahre alt – am Schlagzeug verpflichtet. Mit diesem neuen Quartett bekommt seine Karriere zwar wieder etwas Aufschwung, doch es kann Monks frühere Erfolge um Längen nicht mehr toppen. Am 30. Juni 1976 folgt dann eines seiner letzten öffentlichen Auftritte in der Carnegie Hall.



In seinen letzten Lebensjahren zieht Monk sich nach New Jersey zurück, wo er die meiste Zeit schweigend verbringt, sich ausruht oder einfach nur nachdenkt. Er spielt nun fast gar kein Klavier mehr, die Musik rauscht nur noch an ihm vorbei. Am 17. Februar 1982 erleidet Thelonious Monk dann einen Gehirnschlag, dem er 12 Tage später, also am 17. Februar 1982 erliegt, ohne während dieser Zeit das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Thelonious Monk war einer der Pianisten und Musiker in der Musik, die mit ihrem Dasein, nicht nur den Jazz, sondern die gesamte Musik veränderten, mit dem, was sie an neuer Musik schafften oder an der alten Musik veränderten. Dabei ist Monks Musik bis heute zeitlos geblieben und sein Geist lebt in der Musik weiter, in seinen Platten, in seinen Gastspielen bei anderen Musikern und in seinen zahllosen Kompositionen – wie z.B. „Round Midnight“, „Blue Monk“, „Ruby, My Dear“ oder „Well, You Needn’t – weiter.




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Thursday, June 29, 2006

Diana Krall - "I Don't Know Enough About You"

Diana Krall - Piano, Vocals; Anthony Wilson - Guitar; John Clayton - Bass; Peter Erskine - Drums




Diana Krall ist heutzutage eines der erfolgreichsten und berühmtesten Jazzsängerinnen und Pianisten in den Vereinigten Staaten und weltweit. Und nicht nur das, auch ihr Autreten auf der Bühne ist Umwerfend und ihre Gestalt haut massenweise Menschen und Fans um.

Für die Neuerscheinung ihres Albums "The Look Of Love" auf dem Label Verve folgte nicht nur ein Grammy sondern auch zahlreiche Auftritte in TV-Shows - so auch hier in Jay Lennos berühmter Talkshow. Zusammen mit ihrer Band, bestehend aus Anthony Wilson an der Gitarre, John Clayton am Bass und Peter Erskine am Schlagzeug zeigt Krall ihr außergewöhnliches Können vor einem millionengroßen Publikum und ihr Auftritt ist der Hammer.
Das Stück "I Don't Know Enough About You" gehört zu den Höhepunkten in Kralls Karriere, neben berühmten Liedern wie "East Of The Sun" oder "Deed I Do".

John Coltrane - Tenor Madness

John Coltrane war einer der wichtigsten Saxophonisten der Jazzmusik. Er veränderte mit seiner Musik den Jazz, bereicherte die Nachwelt mit seinem musikalischen Erbe und prägte mit dem Begriff „Sheets Of Sound“ eine ganze Generation von Musikern. Es ist die Geschichte eines Mannes, der zusammen mit Louis Armstrong, Miles Davis, Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Thelonious Monk zu den besten Des Jazz gehörte. Die Geschichte des John Coltrane.





Geboren wurde John William Coltrane am 23. September 1926 in Hamlet, North Carolina in den Vereinigten Staaten von Amerika. Doch schon wenig später ziehen seine Familie zusammen mit ihren Kindern und den Großeltern nach High Point, einer kleinen Industriestadt, die in der Nähe von Hamlet liegt, um.

Coltranes Kindheit läuft in geordneten Bahnen ab, ein Privileg, das nicht jeder Jazzmusiker erleben durfte. Johns Großvater, ein Prediger, ist eine bekannte Persönlichkeit im Umkreis von High Point und vor allem durch seine Präsenz bekommt Coltrane in seinen jungen Jahren auch viel mit Religion zu tun, was sein späteres religiöses Weltbild auch bestimmen wird. Dadurch, dass zu Hause auch viele kirchliche Lieder gesungen werden, kommt Coltrane auch das erste Mal mit Musik in Berührung und zeigt sofort Interesse.

Bis zu seinem zwölften Lebensjahr scheint Coltranes Kindheit daher sehr glücklich gewesen zu sein. Obwohl er bis dahin noch nicht viel Musik zu tun hat durchlebt Coltrane seine Kindheit in einem sehr geborgenen und geschützten Umfeld. Später einmal widmete Coltrane dieser Periode seines Lebens die Komposition „Cousin Mary“, benannt nach seiner Kusine Mary, mit der er in seiner Kindheit sehr gerne seine Zeit verbringt.

Coltranes wichtigster Abschnitt seines Lebens beginnt jedoch mit dem Moment, als er sein erstes Instrument bekommt, eine Klarinette. Bei einem gewissen Mr. Steele, der kleiner Amateurkappellen leitet und zudem Musiklehrer ist, erhält er fortan Musikunterricht. John übt überaus eifrig und überrascht mit seinem bald schon angeeigneten Können seinen Musiklehrer sehr.

Doch im Jahre 1939 trifft John Coltrane dann einen schicksalsschweren Schlag, der sein Leben von nun an verändern sollte. In nur kurzen Abständen sterben sein Vater, sein Großvater und sein Onkel. Speziell der Verlust von Coltranes Vater und dem Großvater, der ihn zum ersten Mal mit der Musik in Verbindung brachte, macht dem jungen Coltrane am Anfang schwer zu schaffen. Doch er bleibt tapfer und tröstet sich um seine Mutter, die nun arbeiten gehen muss, um die Familie über Wasser zu halten.



Von der Musik besessen beschäftigt sich Coltrane ab da an fast ausschließlich mit seiner musikalischen Entwicklung, verbringt jede freie Minute mit dem Üben und hört sich im Radio die großen Musiker der Jazzmusik - allen voran Louis Armstrong – an und versucht diesen Stil, der ihm sehr gefällt zu imitieren. Coltranes erstes richtiges Vorbild wird jedoch der Tenorsaxophonist Lester Young, der zu dieser Zeit noch im Orchestra vom Pianisten Count Basie spielt.

Auch Coltranes direkter Bezug zur Musik verändert sich in dieser Zeit, er wechselt von der Klarinette zum Saxophon. Da sein Lehrer ihm und seiner Mutter jedoch von einem Tenorsaxophon abrät, da es für einen kleinen Jungen ein sehr schwer zu spielendes Instrument sei, entscheidet sich Coltrane für das Altsaxophon, das er ab da an bis zu seinem 21. Lebensjahr spielen sollte. Damit wechselt jedoch auch sein Vorbild und Coltrane versucht dem Sound vom Altsaxophonisten Johnny Hodges nachzueifern, was ihm erstaunlich gut gelingt. Schon da scheint langsam festzustehen, dass sich Coltrane mehr und mehr richtig zur Musik hin orientierte.

Im Sommer 1943 macht sich John Coltrane dann mit zwei Freunden von High Point aus auf nach Philadelphia. Philadelphia hat über die Jahre hinweg so einige berühmte Jazzmusiker hervorgebracht, angefangen mit Ray Bryant, Stan Getz, Benny Golson und den Heath Brothers über Philly Joe Jones, Lee Morgen, Red Rodney, Bobby Timmons oder Charlie Ventura. Philadelphia ist Anfang der Vierziger Jahre ein Sammelpunkt an großen Jazzmusikern. Es folgen daraufhin seinen ersten Jobs bei Tanzbands.

Kurz darauf wird „Trane“ dann auch schon zur Navy, doch auch hier gelingt es ihm, eine Stelle als Musiker zu erhalten. Doch als er dann ein Jahr später vom Militärdienst zurückkehrt hat sich in der Zwischenzeit im Jazz viel verändert. Die Bebop-Revolution ist voll im Gange, angeführt vom Altsaxophonisten Charlie Parker und vom Trompeter Dizzy Gillespie. Vor allem Parker hatte es dem jungen Coltrane besonders angetan. Schon zu Lebzeiten ist „Bird“ eine Legende, fast schon ein Mythos und so faszinierend er auch auf Coltrane gewirkt haben mag, so einschüchternd ist auch seine Spielweise auf dem gleichen Instrument, dass auch Coltrane spielt.

Zu dieser Zeit spielt Coltrane grade ein Engagement bei Joe Webb und bewegt sich musikalisch gesehen im Milieu des Rhythm und Blues. Nach Bekunden von Benny Golson soll Coltranes Sound so kräftig und voll geklungen haben, dass Coltrane sogar schon sein eigenes Vorbild Johnny Hodges übertroffen haben soll.

Nach diesem Engagement bei Joe Webb steigt er beim Bandleader Eddie Cleanhead Vinson ein. Diese Entscheidung verändert Tranes musikalische Karriere noch einmal, denn er ist nun gezwungen auf das Tenorsaxophon umzusteigen, da Vinson schon das Altsaxophon spielt. Er zögert am Anfang etwas, revidiert dies jedoch schon bald und entwickelt auf dem Tenorsaxophon seinen unwiderstehlichen Sound, dadurch, das sich ihm nun ein viel höheres Hörspektrum eröffnet. Intensiv setzt er sich nun mit allen möglichen Tenorsaxophonisten auseinander, wodurch er einiges an Technik hinzulernt. Das anspruchsvolle Übungsfeld der Jazzmusiker, die Jam Sessions im Umfeld von Philadelphia, werden dabei zu Coltranes Lehrstunden.


Im Jahre 1947 folgt Coltranes erstes wichtiges Zusammentreffen mit einem Jazzmusiker, mit dem er fortan lange zusammenarbeiten wird und durch den er berühmt werden wird, indem er in seinem ersten legendären Quintett mitspielt – der Trompeter Miles Davis. Durch ihn beginnt Coltranes internationale Karriere und im Schatten des Saxophonisten Sonny Rollins, zu dieser Zeit die Nummer 1 am Tenorsaxophon, kämpft sich Coltrane langsam aus seinem Schatten hervor. Doch er bleibt weiterhin in Philadelphia und wagt nur ab und zu Ausflüge nach New York, der „Welthauptstadt des Jazz“.
Im Laufe dieser Zeit trifft John Coltrane jedoch auch auf seinen größten Feind, die Drogen. Es entwickelt sich ein Teufelskreis, Coltrane wird heroinabhängig und verpasst damit nun immer mehr Jobs und Auftritte, muss sein gesamtes verdientes Geld in die Drogen investieren und findet nur noch schwer Arbeit, nachdem raus ist, dass er ein Junkie ist. Selbst Miles Davis wirft ihn später wegen seiner Drogensucht aus der Band, bis Coltrane es erst im Jahre 1957 wieder schaffen sollte, von den Drogen wegzukommen und ein völlig neues Leben zu beginnen.

Trotz alledem gelingt es Coltrane weiterhin mit großen Musikern zusammenzuarbeiten, die zum Teil auch drogenabhängig sind. So tritt Coltrane Anfang des Jahres 1949 mit dem berühmten Bebop-Pianisten Bud Powell, dem Drummer Art Blakey und dem Saxophonisten Sonny Rollins auf. Durch den Saxophonisten Jimmy Heath, der ebenfalls aus Philadelphia stammt wie Coltrane, schafft es Coltrane im selben Jahr außerdem noch in die Band des Trompeters Dizzy Gillespie, eines der besten Trompeter der Jazzgeschichte. Es folgen weitere solcher Engagements mit großen Musikern der Jazzmusik.

Im Jahr 1954 lernt John Coltrane dann Naima, seine erste Frau, kennen. Sie lernen sich durch Zufall kennen und entdecken sofort eine Menge übereinstimmender Dinge. Auf dem Album „Giant Steps“ widmet Coltrane ihr später auch die Komposition „Naima“ als Ausdruck der Liebe. Am 03. Oktober 1955 folgt ein Jahr darauf auch die Heirat in Baltimore statt.

Für beide ist es eine sehr glückliche Zeit, in der auch endlich Johns Jugendtraum war wird, weil er Arbeit beim Altsaxophonisten Johnny Hodges bekommt. Außerdem spielt Coltrane nun einige Monate mit dem Organisten Jimmy Smith zusammen und die Arbeit mit dem Orgel-Superstar, der zu der Zeit viel für das Label Blue Note produziert, bringt Coltrane groß raus. Es scheint ihm so sehr bei Smith zu gefallen, dass er im Jahre 1955 nur zögerlich ein Angebot des Trompeters Miles Davis und des Schlagzeugers Philly Joe Jones annimmt. Doch grade diese Auftritte mit dem „New Miles Davis Quintet“ verhelfen Coltrane zum endgültigen Durchbruch. Zusammen mit Miles Davis an der Trompete, Red Garland am Klavier, Paul Chambers am Bass und Philly Joe Jones am Schlagzeug folgen im Jahre 1956 Platten wie „Round Midnight“ oder „Cookin’“, „Relaxin’“, „Steamin’“ und „Workin’“. Coltrane macht nun auch Plattenaufnahmen als Leader, darunter viele beim New Yorker Label Prestige.




Es ist eine extrem produktive Zeit für Coltrane und obwohl er noch im selben Jahr von Davis aus der Band geworfen wird ist es für Coltrane der Anfang eines neuen Abschnitts, den er schafft es, sich von den Drogen zu befreien und startet im Jahre 1957 mit neuer Energie – diesmal clean – durch. Es folgt nach dem Rausschmiss bei Davis ein längeres Engagement mit Thelonious Monk, bei dem Coltrane nicht nur mit neu gewonnener Kraft noch besser spielt, sondern auch viel Neues dazulernt – so zum Beispiel das Ausschöpfen des harmonischen Materials und die Ausweitung technischer Dinge, als auch das Spielen mit falschem Fingersatz.

Das im selben Jahre entstandene Album „Blue Train“ wird Coltranes bis dato größter Erfolg als Leader seiner Karriere. Auch Miles Davis nimmt Coltrane nun wieder in seine Band, als er hört, das Coltrane von den Drogen weg ist und damit beginnt eine zweite Epoche in Davis Band, die nun vor allem durch Coltranes Anwesenheit zu einer der besten Bands der Jazzgeschichte aufsteigt und in den folgenden 3 Jahren Alben wie „Kind Of Blue“ aufnehmen sollte. Durch den Einstieg des Altsaxophonisten Cannonball Adderley wird das Quintett nun auch zum Sextett ausgeweitet und startet mit neuer Energie in die Sechziger Jahre hinein.

Im Juli 1958 kommt es dann zu einem sehr umstrittenen Auftritt beim Newport Jazzfestival. Während Davis in gewohnter Form spielt wird Coltrane vom amerikanischen Jazzmagazin „Down Beat“ als „angry young tenor“ bezeichnet und sein Sound als Personifizierung von Bewegung ohne Fortschritt im Jazz. Der Begriff „Sheets Of Sound“ (Klangfläche), zum ersten Mal vom Jazzkritiker Ira Gitler gebraucht, steht fortan für Coltranes neue Spielweise. Doch Coltranes Aufstieg ist nun schon nicht mehr aufzuhalten.

Ende der Sechziger Jahre wechselt Coltrane zum Label Atlantic Records und produziert hier im Jahre 1960 die Platte „Giant Steps“, eines der bekanntesten und besten Jazzalben der Geschichte. Coltranes Riesenschritte sind nicht mehr aufzuhalten. Coltranes Album „My Favorite Things“ wird bei Atlantic ebenso ein Hit wie schon “Giant Steps”, doch die Besonderheit an diesem Album ist, dass Coltrane das erste Mal in seiner Karriere das Sopransaxophon verwendet (zusammen mit dem Tenorsaxophon). Alben wie „Olé“ oder „Africa/Brass“ folgen ebenfalls für Atlantic Records und Impulse Records.

Es folgt in dieser Zeit jedoch auch ein Wandel in Coltrane selbst, nicht nur in seiner Musik. Nachdem er seine Drogensucht im Jahre 1957 endlich bekämpft hatte, hat das Leben für ihn nun einen völlig anderen Sinn. Coltrane befasst dich stark mit jeglichen Weltreligionen, und wird selbst stark gläubig. Dabei glaubt er nicht nur an eine Religion sondern gleich an alle. Mit dem inneren Wandel Coltranes geschieht damit letztendlich ein äußerer Wandel, ein hörbarer Wandel.



Die Jahre 1959 und 1960 markiert daher einen Übergang in Coltranes Spielweise. Coltrane experimentiert mit verschiedenen Quartett-Formationen und arbeitet unter anderem mit den Pianisten Wynton Kelly, Tommy Flanagan und Cedar Walton zusammen, bis er endlich auf McCoy Tyner trifft, mit dem er nun in den Sechziger Jahren eng zusammenarbeitet. Am Bass wechselt Coltrane immer wieder mal zwischen Steve Davis, Reggie Workman, Art Davis und Jimmy Garrison, bis er sich schlussendlich für Garrison entscheidet. Mit Elvin Jones trifft dann auch noch der letzte musikalische Partner auf Coltrane, der sein legendäres Quartet der Sechziger Jahre vervollständigen sollte.

Mit dieser Formation holt John Coltrane im Jahre 1964 zu seinem größten Streich aus: Dem Album „A Love Supreme“ beim Label Impulse, ein Glaubensbekenntnis an die Musik Coltranes. Es wird Coltranes erfolgreichstes Album, das er je machen sollte und wird zum besten Album der Geschichte der Jazzmusik, ein Klassiker, der Millionen von Musiker veränderte. Doch im selben Jahr trennen sich auch die Wege von Coltrane und seiner Frau Naima. Alice McLeod, Coltranes später Frau, ist jedoch schon zur Zeit der Aufnahmen von „A Love Supreme“ ein enger Partner Coltranes. Beide heiraten im Jahre 1965.

Coltranes Musik wendet sich in dieser Zeit nun immer mehr dem Free Jazz zu. Die Dinge, die für Coltrane schon im Jahre 1959 mit „Kind Of Blue“ mit Davis’ Band im Modalen Jazz begannen setzen sich nun langsam fort. Mit Musikern wie Archie Shepp, Eric Dolphy oder Pharoah Sanders folgen ihm auch hochkarätige Musiker in seine Band. Doch das alte so legendäre Quartet zerbricht nun langsam und so verlässt als letzter im März 1966 auch der Schlagzeuger Elvin Jones Coltrane, um sich neuen Dingen zu zuwenden.

Trotz seines bedenklichen Gesundheitszustandes im Jahre 1967 macht John Coltrane jedoch ununterbrochen weiter Musik zu machen. Sein Tot am 17. Juli 1967 ist ein Schock für die gesamte Jazzwelt. Sein früher Tod im Alter von nur 30 Jahren kam klar zu früh, doch Coltrane hinterließ der Nachwelt ein einzigartiges musikalisches Nachkommen.



Heutzutage versucht fast jeder angehende Saxophonist dem Spiel Coltranes hinterher zueifern und viele seine Alben und Kompositionen sind heutzutage die besten Beispiele eines Musikers, der kam und die Musik durch sein Spielen veränderte. Auch heute noch wird Coltranes Geist durch immer wieder auftauchende alte Tonbänder wieder belebt und seine Alben werden auch in diesem Jahrhundert genauso beliebt sein, wie sie es vor 40 Jahren waren.



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Sunday, June 25, 2006

The Real Book - The Story Of A Jazz Bibel

Das Real Book ist heutzutage das bekannteste und weit verbreitete Jazz Fake Book. Doch was ist das Real Book, wie entstand es und wer schuf das Werk, mit dem heute Millionen von Jazzmusikern arbeiten. Die Geschichte einer Bibel des Jazz.

Das Real Book ist eine Sammlung der wichtigsten Jazz-Standards und Jazz-Kompositionen der vergangenen 60 Jahre, die transkribiert mit der Melodie und den Akkordsymbolen (Changes) das Thema eines Stückes enthalten, auf das dann im Solo improvisiert wird. Diese Art von Notenblättern sind im Jazz gang und gäbe und nennen sich „Lead Sheet“. Das Real Book umfasst somit eine Sammlung der Jazzstücke, die am häufigsten auf Konzerten oder Jam-Sessions gespielt werden.

Entstanden ist das Real Book irgendwann in den Siebziger Jahren am Beerkle College of Music, eine der renommiertesten Universitäten für Musik in den USA, die schon einige berühmte Musiker hervorbrachte (wie zum Beispiel die Pianisten und Jazz-Sängerin Diana Krall). Hier hatten der Bassist Steve Swallow und der Pianist Paul Bley die glorreiche Idee, ein Buch zu schaffen, das die wichtigsten Jazz-Standards enthält und somit das Musikerdasein leichter machen sollte. Mit der Hilfe vieler anderer Studenten begannen sie so eine riesige Sammlung an transkribierter Jazz-Kompositionen zu erstellen, die nach und nach wuchs und am Ende drei volle Bücher umfasste, Vol. 1, Vol. 2 und Vol. 3. Die ersten beiden Bücher waren noch zunächst größtenteils per Hand geschrieben, das dritte per Computer. So umfasste dieses aller erste Real Book am Anfang noch viele Kompositionen von Swallow und Bley selbst, aber auch schon viele allgemein bekannte Jazz-Kompositionen.

Sehr schnell verbreitete sich dieses neu entstandenen Real Book in der Jazz-Szene und wurden fortan zu einer wichtigen Grundlage vieler Sessions. Dadurch, dass sie auch noch schwer aufzutreiben waren, waren sie daher umso beliebter bei Musikern und die Idee von so genannten Fake Books verbreitete sich rasend schnell. So tauchten auch zunehmend weitere Fake Books auf – so zum Beispiel das "Latin Real Book", das "All-Jazz Real Book" oder das "Real Jazz Standards Fake Book" und viele mehr -, die sich nicht nur in der Qualität sondern auch in der Umsetzung von den ersten „richtigen“ Real Books unterschieden. Doch auch diesen Real Books fehlte eine wichtige Grundlage. Bei der Sammlung wurde das Urheberrecht jener Jazz-Standards gänzlich vernachlässigt und so entstand am Ende mehr und mehr ein wunderbares Werk an Jazzstücken, die jedoch alle keine Lizenz hatten und damit schlichtweg illegal waren. Doch selbst das konnten den Erfolg der Real Books nicht mehr stoppen und so verbreiteten sich die Bücher innerhalb weniger Jahre in einer immensen Zahl.



Die Bezeichnung "Real Book" ist seit seiner Existenz jedoch nicht ganz klar und so trägt das Real Book auch den Namen Fake Book, ein Begriff, der sich weitgehend in die Sprache des Jazz eingebürgert hat, jedoch nicht spezifisch für den Jazz steht, sondern auch im Blues, Country und sogar Pop benutzt wird. Dieser Begriff lässt sich aus dem englischen Wort "to fake" ableiten, was soviel wie "vortäuschen" bedeutet. Er stammt aus einer Zeit, als Musiker noch oft in Jazzclubs und Lokalen spielten und für ein Trinkgeld die Musikwünsche der Gäste erfüllten. Mit einem Fakebook konnte man also quasi vortäuschen, einen Jazzsong zu kennen, und ihn vorzuspielen, als ob man ihn geprobt hätte. All das basiert natürlich jedoch auf Improvisationen und jahrelanger harter Arbeit für einen Musiker, dies zu beherrschen.

Und damit ist auch schon der wichtigste Punkt erreicht, der zum Beherrschen dieser Kunst, nach dem Real Book zu spielen, notwendig ist: Die Fähigkeit aus der Situation heraus, egal mit welchem Musiker oder mit welcher Band, zu improvisieren und zu „jamen“. Es ist die Kunst die einen richtigen professionellen Musiker von einem trennt, der es nur als Hobby betreibt und nicht die Zeit in diese Arbeit investiert. Musiker, die es beherrschen, jegliche Songs aus den Real Book zu spielen – und dies meistens auswendig! –, gehören speziell in der Sparte des Jazz zu den besten und am höchsten zu würdigenden Musikern.

Der andere Punkt ist, dass das Real Book eine einzigartige Notensammlung ist, die auf jeder Jam-Session allgegenwärtig ist, jedoch manchmal auch falsch interpretiert wird. Zweifelsfrei ist das Real Book der beste Weg in den Jazz einzusteigen und mit professioneller Haltung zu Werk zu gehen, jedoch sollte ein Real Book auf dem Weg des Musikerdaseins mehr als ein Nachschlagwerk sein, d.h. häufig gespielte Standards sollten am besten auswendig gelernt werden, da ein zu häufiges Nachschlagen des gleiche Songs auf die Dauer nicht sehr gut zum Publikum rüberkommt und die Besonderheit jener Stücke damit verloren gehen.


Zum anderen ist in dieser Hinsicht auch zu bedenken, dass früher keine Real Book artige Notensammlung existierte und Musiker sich diese Jazz-Standards selber und durch ihr gutes Gehör aneigneten. Was heute an Hochschulen für Musiker unterrichtet und gelehrt wird, wurde sich früher selber angeeignet durch das blanke Hören der Radiosender oder Konzerte bzw. Broadwayshows, aus denen die meisten der Jazz-Standards von Komponisten wie Irving Berlin, Jerome Kern und Otto Harbach, Cole Porter oder Richard Rodgers und Lorenz Hart aus den frühen Dreißiger und Vierziger Jahre stammen. Es gibt heutzutage Musiker, die 1000 bis 1500 Jazzstandards auswendig beherrschen und in den meisten Musikerszenen ist ein Grundwortschatz von etwa 400 Jazz-Standards Vorraussetzung, um überhaupt bei anderen Musiker mitspielen zu dürfen (als ein solch hartes Pflaster dürfte sich wohl New York bezeichnen). Um dies erreicht zu haben, gehören sicherlich jahrelange Erfahrungen im Musikerleben dazu und endlose Jam-Sessions und andere Gelegenheiten, diese Kenntnisse schlussendlich auch umzusetzen. Natürlich ähneln sich jedoch auch viele Standards in ihrer Form, dem Aufbau oder den Kadenzen. Ein Beispiel hierfür sind die immer wieder gleich bleibenden Bluesschemata, häufig auftretende II-V-I Kadenzen oder durch die Tonart bzw. Melodie.

Wichtig beim Gebrauch des Real Books ist jedoch nicht nur, sich als individueller und persönlicher Musiker voranzuarbeiten, sondern auch auf andere Dinge zu achten. Dies betrifft vor allem, den anderen Musikern in der Band aktiv zuzuhören und melodische oder rhythmische Motive der Mitmusiker möglichst schnell nachzuvollziehen und aufzugreifen, damit man ein Gefühl für die Form jedes einzelnen Stückes entwickelt, sodass man beispielsweise die Takte nicht mehr mitzählen muss . Über allem steht jedoch weiterhin die Improvisation, die ohne Frage am schwersten zu beherrschen ist.

Seit den Siebziger Jahren ist eine ganze Reihe solcher Sammlungen an Jazz-Standards entstanden, die sich hinsichtlich ihrer Qualität, Werkstreue und vor allem im Hinblick ihres urheberrechtlichen Status zum größten Teil erheblich unterscheiden.

Speziell die ersten Versionen des Real Books weisen oft erhebliche Fehler auf. Obwohl es natürlich keine Notensammlung gibt, die man als 100% fehlerfrei bezeichnen kann, jedoch muss man hier klar differenzieren. In der ersten Versionen des Real Books bis zur 5th Edition hatten sich überdurchschnittlich viele Fehler eingeschlichen, da sie auch von Grund auf per Hand geschrieben wurden.


Die meisten Fehler sind hier weniger in der Melodie sondern zu meist in den Akkorden und Changes zu finden. Es ist in dieser Lage natürlich sehr schwierig herauszufinden, welches nun die „richtigen“, oder besser gesagt die „üblichen“ Akkorde sind und welche Akkorde einfach „falsch“ sind, bzw. nicht in die musikalische Form eines Stückes passen. Das einzige Problem scheint eher zu sein, dass vor allem junge Musiker zunächst die Stücke so spielen, wie sie in den Real Books stehen, ohne dabei ältere Aufnahmen zu beachten, auf denen die richtigen Akkorde verwendet wurden. So schleichen sich nach und nach kleine Fehler ein, die einen später arg zur Last fallen können.

Mit dem Erscheinen eines neu überarbeiteten Real Book, der 6th Edition, die seit diesem Jahr auf dem Markt ist und das erste mal wirklich legal ist, sank somit auch die Fehlerrate im Real Book und damit ist die neuste Version dieses Buches wirklich nur noch zu empfehlen, da sie als ideales Medium zum Einstieg in die Jazzmusik einfach perfekt ist.

Der große Vorteil dieser neusten Ausgabe ist, dass sie diesmal nicht illegal erschien, damit zum einen kein Nachahmer-Fakebook ist, zum anderen nun auch alle Kompositionen Lizenzen haben, d.h. die Musiker für ihre Musik bezahlt werden. Einziger Nachteil ist, dass mit dieser Version auch einige Stücke in ihrer Tonart verändert wurden und somit vor allem ältere Fans des Real Books zunächst Probleme mit dem neuen haben werden und doch lieber auf das ältere 5th Edition zurückgreifen.


Wie dem auch sei, das Real Book hat den Jazz in den bisher über 30 Jahren seines Bestehens fortan verändert, es brachte sowohl für Musiker und Nichtmusiker die Möglichkeit mit sich, einen Einblick und noch viel mehr in die große Welt des Jazz zu bekommen. Das Real Book ist heute nicht nur das berühmteste aller Jazzbücher geworden, es ist mittlerweile auch das meist geschätzte geworden, auch wenn noch immer Millionen an illegalen Versionen im Umlauf sind, hat es den Jazz bereichert und verbreitet und wird so wie es aussieht auch die nächsten 30 Jahre nichts an diesem Erfolg einbüßen.


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