Paul Chambers - Bass On Top

Die Geschichte über Paul Chambers, der von 1935 bis 1969 lebte und einer der besten Bassisten war, die es je im Jazz gegeben hat.

"Paul Chambers was a great genius of the bass. He was incredible, you know. Some of the things he did weren't really touched by anybody. Just things that he could do, nobody really knew what it was he was doing. He is fantastic."

- Herbie Hancock (Piano)

"[Paul Chambers is] one of the greatest bass players in jazz. His playing is beyond what I could say about it. The bass is such an important instrument, and has so much to do with a group and a solist can best function that I feel very fortunate to have had him on this [recording] dates and to have been able to work with him in Miles [Davis'] band so long."

- John Coltrane (Tenor Saxophon)


Paul Chambers ist eines der besten und bekanntesten Jazzbassisten in der Geschichte dieser Musik gewesen. Geboren wurde er am 22. April 1935 in Pittsburgh, USA wo er auch aufwuchs. Sein erstes Instrument war die Tuba bzw. das Baritonhorn, das er schon in jungen Jahren anfing zu spielen. Mit 14 Jahren, also im Jahre 1949, wechselte er dann jedoch zum Bass. Der Kontrabass war spätestens nach Duke Ellington's legendären Bassisten Jimmy Blanton zu dem Rhythmusinstrument im Jazz geworden und was mittlerweile ein weiter verbreitetes Instrument als der Tuba, die als Bassinstrument in verschiedenen New Orleans-Stilistiken benutzt wurde. Der Hauptgrund dafür, dass Chambers das Instrument wechselte war, dass er das Instrument nicht sehr mochte, weil es schwierig zu transportieren war. Im selben Jahr noch zog Chambers nach Detroit um, wo er seit dem Tod seiner Mutter einige Zeit lang lebte.

Mit dem Kontrabass fand er seine wirkliche Liebe zur Musik. Anfangs spielte er dann an dem High School in Detroit. Mit 15 hörte Chambers das erste mal die Musik von Bebopmusikern wie dem Saxophonisten Charlie Parker oder dem Trompeter Dizzy Gillespie und war fortan begeistert.


Nach seinem Umzug nach Detroit machte er sich in der lokalen Musikszene schnell einen Namen und spielte seine ersten Gigs in kleinen Bars in der Gegend der Hastings Street, wo er daraufhin mit talentierten Musikern wie dem Trompeter Thad Jones, dem Pianisten Barry Harris oder dem Gitarristen Kenny Burrell zusammen spielte. Im Jahre 1952 nahm er dann auch das erste mal Unterricht am Bass, zuvor hatte er sich durch das Hören von Schallplatten bzw. dem Zuschauen anderer Bassisten wie Ray Brown, Oscar Pettiford, Red Mitchell, Percy Heath oder auch Jimmy Blanton das Spielen selbst beigebracht. Nun nahm er klassische Stunden bei einem Bassisten des Detroit Symphonie Orchestras. Außerdem begann er im Jahre 1952 in verschiedenen Studenten Gruppen klassische Musik zu spielen. Vielleicht kam auch daher seine enge Verbindung zur klassischen Musik und zum gestrichenen Bassspielen.

Sein absoluter Durchbruch gelang ihm dann, als es ihn um 1955 herum zusammen mit seinem Musikerfreund Paul Quinichette nach New York zog. In der "Welthauptstadt des Jazz" spielte er von nun an mit Musiklegenden wie den Saxophonisten Cannonball Adderley, John Coltrane, Hank Mobley und Sonny Rollins, den Trompetern Miles Davis, Kenny Dorham, Freddie Hubbard und Donald Byrd, dem Posaunisten J.J. Johnson, dem Schlagzeuger Philly Joe Jones oder dem Pianisten Bud Powell zusammen und war Mitte der Fünfziger und Anfang der Sechziger Jahre auf sehr vielen Platten vertreten, vor allem für die kleinen Jazzlabels Blue Note Records und Prestige Records. Richtig berühmt wurde P.C. jedoch erst, als er noch im selben Jahr im Alter von nur 20 Jahre Teil des ersten legendären Miles Davis Quintett wurde, dass aus Miles Davis, John Coltrane, Red Garland und Philly Joe Jones bestand und zusammen mit Davis noch heute beliebte Alben wie "Kind Of Blue", "Cookin'", "Relaxin'", "Steamin'" oder "Workin'" einspielte.

Nachdem er Miles Davis' Gruppe Ende des Jahres 1959 verlassen hatte, schloss er sich mit Wynton Kelly und Jimmy Cobb zusammen, mit denen er schon in Davis' Gruppe zusammen gespielt hatte und bildete über die Jahre ein gemeinsames Trio.
Doch schon zu der Zeit war Chambers ein großer Trinker und hing an der Nadel, d.h. er war heroinsüchtig, wovon er den Rest seines Lebens nicht mehr wegkam.




Chambers wurde über die Jahre zudem mehrmals in den Umfragen des "Down Beat" Jazz-Magazins zum führenden Bassisten gewählt, das erste mal 1956 als "Newcomer des Jahres" in der New Yorker Jazzszene.


Was Paul Chambers so einzigartig machte war zum einen seine Technik am Bass, mit der er einen sehr eleganten wie auch durchdringenden Sound erhielt. Sein Rhytmusgefühl war einzigartig und alleine durch seine Walkingbass-Lines eröffnete er der gesamten Band eine perfekte Grundlage zur Improvisation. Im schnellen Bebop-Tempo sowie im langsamen Balladen-Tempo eines beispielsweise Miles Davis war er ein Meister. Kurz: Er machte mit seiner alleinigen Präsenz am Bass seine Mitmusiker um einiges besser.

Zum anderen war Paul Chambers einer der ersten Jazzbassisten, der neben dem gezupften (Pizzicato) Spielen in Solos auch das gestrichene (Arco) Spielen sozusagen "erfand". Seine gestrichenen Solos waren ein einziger Genuss und waren von so einer guten Klangqualität und Intonation, dass sie noch heute für viele Bassisten ein Vorbild darstellen.


Chambers spielte zudem auf manchen der berühmtesten und erfolgreichsten Jazzalben mit, die es je gab. Allen voran in Miles Davis' "Kind Of Blue" Session, aber auch auf Coltrane's Alben "Blue Train" und "Giant Step's" oder auf Sonny Rollins' "Saxophon Colloseus" zeigte er sein unglaubliches Spiel.

John Coltrane widmete Chambers sogar ein eigens Lied, "P.C.", nach seinen Anfangsbuchstaben "P" und "C". Das Stück erschien auf Coltrane's Album "Giant Steps", eines seiner erfolgreichsten und ist noch heute ein viel gespielter Standard.


Auch eigene Alben produzierte Paul Chambers als Leader großartiger Musikgruppen. Vor allem für Blue Note Records, einem Label dem er lange treu blieb spielte er einige Alben ein, insgesamt drei. "Whims Of Chambers" erschien 1956 beim Label, "Paul Chambers Quintet" und "Bass On Top" erschienen im Jahre 1957, sind heute jedoch nur noch als Japan-Import erhältlich, weil die Platten in den USA nicht auf CD remastert wurde. Alle drei Alben sind sehr zu empfehlen, vor allem für angehende Bassisten, die mehr von Paul Chambers kennen lernen und hören wollen.

Bei anderen Labels wie Vee-Jay ("Go", 1959 und "1st Bassman",1960) oder Jazz West ("Chambers' Music", 1956) machte Chambers auch Platten als Leader. All diese Alben zeichnet aus, dass der Bass als Instrument in den Vordergrund rückt und Chambers in Pizzicato- als auch Arcosolos glänzt. Doch auch seine Mitmusiker machen einen tollen Job und machen Chambers' Musik zu einem Muss für jeden großen Jazzfan.


Aufgrund seiner langjährigen Drogenabhängigkeit und Heroinsucht, die ähnlich der eines Charlie Parker glich, aber auch an Unmengen von Alkohol starb Paul Chambers leider schon in sehr jungen Jahren im Alter von 33 am 4. Januar 1969 in New York City. Mit ihm verließ ohne Zweifel einer der begnadetsten Bassisten die Showbühne der Musik, doch seine Musik ist bis heute nicht in Vergessenheit geraten und wird noch immer gerne gehört.