Thursday, June 29, 2006

John Coltrane - Tenor Madness

John Coltrane war einer der wichtigsten Saxophonisten der Jazzmusik. Er veränderte mit seiner Musik den Jazz, bereicherte die Nachwelt mit seinem musikalischen Erbe und prägte mit dem Begriff „Sheets Of Sound“ eine ganze Generation von Musikern. Es ist die Geschichte eines Mannes, der zusammen mit Louis Armstrong, Miles Davis, Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Thelonious Monk zu den besten Des Jazz gehörte. Die Geschichte des John Coltrane.





Geboren wurde John William Coltrane am 23. September 1926 in Hamlet, North Carolina in den Vereinigten Staaten von Amerika. Doch schon wenig später ziehen seine Familie zusammen mit ihren Kindern und den Großeltern nach High Point, einer kleinen Industriestadt, die in der Nähe von Hamlet liegt, um.

Coltranes Kindheit läuft in geordneten Bahnen ab, ein Privileg, das nicht jeder Jazzmusiker erleben durfte. Johns Großvater, ein Prediger, ist eine bekannte Persönlichkeit im Umkreis von High Point und vor allem durch seine Präsenz bekommt Coltrane in seinen jungen Jahren auch viel mit Religion zu tun, was sein späteres religiöses Weltbild auch bestimmen wird. Dadurch, dass zu Hause auch viele kirchliche Lieder gesungen werden, kommt Coltrane auch das erste Mal mit Musik in Berührung und zeigt sofort Interesse.

Bis zu seinem zwölften Lebensjahr scheint Coltranes Kindheit daher sehr glücklich gewesen zu sein. Obwohl er bis dahin noch nicht viel Musik zu tun hat durchlebt Coltrane seine Kindheit in einem sehr geborgenen und geschützten Umfeld. Später einmal widmete Coltrane dieser Periode seines Lebens die Komposition „Cousin Mary“, benannt nach seiner Kusine Mary, mit der er in seiner Kindheit sehr gerne seine Zeit verbringt.

Coltranes wichtigster Abschnitt seines Lebens beginnt jedoch mit dem Moment, als er sein erstes Instrument bekommt, eine Klarinette. Bei einem gewissen Mr. Steele, der kleiner Amateurkappellen leitet und zudem Musiklehrer ist, erhält er fortan Musikunterricht. John übt überaus eifrig und überrascht mit seinem bald schon angeeigneten Können seinen Musiklehrer sehr.

Doch im Jahre 1939 trifft John Coltrane dann einen schicksalsschweren Schlag, der sein Leben von nun an verändern sollte. In nur kurzen Abständen sterben sein Vater, sein Großvater und sein Onkel. Speziell der Verlust von Coltranes Vater und dem Großvater, der ihn zum ersten Mal mit der Musik in Verbindung brachte, macht dem jungen Coltrane am Anfang schwer zu schaffen. Doch er bleibt tapfer und tröstet sich um seine Mutter, die nun arbeiten gehen muss, um die Familie über Wasser zu halten.



Von der Musik besessen beschäftigt sich Coltrane ab da an fast ausschließlich mit seiner musikalischen Entwicklung, verbringt jede freie Minute mit dem Üben und hört sich im Radio die großen Musiker der Jazzmusik - allen voran Louis Armstrong – an und versucht diesen Stil, der ihm sehr gefällt zu imitieren. Coltranes erstes richtiges Vorbild wird jedoch der Tenorsaxophonist Lester Young, der zu dieser Zeit noch im Orchestra vom Pianisten Count Basie spielt.

Auch Coltranes direkter Bezug zur Musik verändert sich in dieser Zeit, er wechselt von der Klarinette zum Saxophon. Da sein Lehrer ihm und seiner Mutter jedoch von einem Tenorsaxophon abrät, da es für einen kleinen Jungen ein sehr schwer zu spielendes Instrument sei, entscheidet sich Coltrane für das Altsaxophon, das er ab da an bis zu seinem 21. Lebensjahr spielen sollte. Damit wechselt jedoch auch sein Vorbild und Coltrane versucht dem Sound vom Altsaxophonisten Johnny Hodges nachzueifern, was ihm erstaunlich gut gelingt. Schon da scheint langsam festzustehen, dass sich Coltrane mehr und mehr richtig zur Musik hin orientierte.

Im Sommer 1943 macht sich John Coltrane dann mit zwei Freunden von High Point aus auf nach Philadelphia. Philadelphia hat über die Jahre hinweg so einige berühmte Jazzmusiker hervorgebracht, angefangen mit Ray Bryant, Stan Getz, Benny Golson und den Heath Brothers über Philly Joe Jones, Lee Morgen, Red Rodney, Bobby Timmons oder Charlie Ventura. Philadelphia ist Anfang der Vierziger Jahre ein Sammelpunkt an großen Jazzmusikern. Es folgen daraufhin seinen ersten Jobs bei Tanzbands.

Kurz darauf wird „Trane“ dann auch schon zur Navy, doch auch hier gelingt es ihm, eine Stelle als Musiker zu erhalten. Doch als er dann ein Jahr später vom Militärdienst zurückkehrt hat sich in der Zwischenzeit im Jazz viel verändert. Die Bebop-Revolution ist voll im Gange, angeführt vom Altsaxophonisten Charlie Parker und vom Trompeter Dizzy Gillespie. Vor allem Parker hatte es dem jungen Coltrane besonders angetan. Schon zu Lebzeiten ist „Bird“ eine Legende, fast schon ein Mythos und so faszinierend er auch auf Coltrane gewirkt haben mag, so einschüchternd ist auch seine Spielweise auf dem gleichen Instrument, dass auch Coltrane spielt.

Zu dieser Zeit spielt Coltrane grade ein Engagement bei Joe Webb und bewegt sich musikalisch gesehen im Milieu des Rhythm und Blues. Nach Bekunden von Benny Golson soll Coltranes Sound so kräftig und voll geklungen haben, dass Coltrane sogar schon sein eigenes Vorbild Johnny Hodges übertroffen haben soll.

Nach diesem Engagement bei Joe Webb steigt er beim Bandleader Eddie Cleanhead Vinson ein. Diese Entscheidung verändert Tranes musikalische Karriere noch einmal, denn er ist nun gezwungen auf das Tenorsaxophon umzusteigen, da Vinson schon das Altsaxophon spielt. Er zögert am Anfang etwas, revidiert dies jedoch schon bald und entwickelt auf dem Tenorsaxophon seinen unwiderstehlichen Sound, dadurch, das sich ihm nun ein viel höheres Hörspektrum eröffnet. Intensiv setzt er sich nun mit allen möglichen Tenorsaxophonisten auseinander, wodurch er einiges an Technik hinzulernt. Das anspruchsvolle Übungsfeld der Jazzmusiker, die Jam Sessions im Umfeld von Philadelphia, werden dabei zu Coltranes Lehrstunden.


Im Jahre 1947 folgt Coltranes erstes wichtiges Zusammentreffen mit einem Jazzmusiker, mit dem er fortan lange zusammenarbeiten wird und durch den er berühmt werden wird, indem er in seinem ersten legendären Quintett mitspielt – der Trompeter Miles Davis. Durch ihn beginnt Coltranes internationale Karriere und im Schatten des Saxophonisten Sonny Rollins, zu dieser Zeit die Nummer 1 am Tenorsaxophon, kämpft sich Coltrane langsam aus seinem Schatten hervor. Doch er bleibt weiterhin in Philadelphia und wagt nur ab und zu Ausflüge nach New York, der „Welthauptstadt des Jazz“.
Im Laufe dieser Zeit trifft John Coltrane jedoch auch auf seinen größten Feind, die Drogen. Es entwickelt sich ein Teufelskreis, Coltrane wird heroinabhängig und verpasst damit nun immer mehr Jobs und Auftritte, muss sein gesamtes verdientes Geld in die Drogen investieren und findet nur noch schwer Arbeit, nachdem raus ist, dass er ein Junkie ist. Selbst Miles Davis wirft ihn später wegen seiner Drogensucht aus der Band, bis Coltrane es erst im Jahre 1957 wieder schaffen sollte, von den Drogen wegzukommen und ein völlig neues Leben zu beginnen.

Trotz alledem gelingt es Coltrane weiterhin mit großen Musikern zusammenzuarbeiten, die zum Teil auch drogenabhängig sind. So tritt Coltrane Anfang des Jahres 1949 mit dem berühmten Bebop-Pianisten Bud Powell, dem Drummer Art Blakey und dem Saxophonisten Sonny Rollins auf. Durch den Saxophonisten Jimmy Heath, der ebenfalls aus Philadelphia stammt wie Coltrane, schafft es Coltrane im selben Jahr außerdem noch in die Band des Trompeters Dizzy Gillespie, eines der besten Trompeter der Jazzgeschichte. Es folgen weitere solcher Engagements mit großen Musikern der Jazzmusik.

Im Jahr 1954 lernt John Coltrane dann Naima, seine erste Frau, kennen. Sie lernen sich durch Zufall kennen und entdecken sofort eine Menge übereinstimmender Dinge. Auf dem Album „Giant Steps“ widmet Coltrane ihr später auch die Komposition „Naima“ als Ausdruck der Liebe. Am 03. Oktober 1955 folgt ein Jahr darauf auch die Heirat in Baltimore statt.

Für beide ist es eine sehr glückliche Zeit, in der auch endlich Johns Jugendtraum war wird, weil er Arbeit beim Altsaxophonisten Johnny Hodges bekommt. Außerdem spielt Coltrane nun einige Monate mit dem Organisten Jimmy Smith zusammen und die Arbeit mit dem Orgel-Superstar, der zu der Zeit viel für das Label Blue Note produziert, bringt Coltrane groß raus. Es scheint ihm so sehr bei Smith zu gefallen, dass er im Jahre 1955 nur zögerlich ein Angebot des Trompeters Miles Davis und des Schlagzeugers Philly Joe Jones annimmt. Doch grade diese Auftritte mit dem „New Miles Davis Quintet“ verhelfen Coltrane zum endgültigen Durchbruch. Zusammen mit Miles Davis an der Trompete, Red Garland am Klavier, Paul Chambers am Bass und Philly Joe Jones am Schlagzeug folgen im Jahre 1956 Platten wie „Round Midnight“ oder „Cookin’“, „Relaxin’“, „Steamin’“ und „Workin’“. Coltrane macht nun auch Plattenaufnahmen als Leader, darunter viele beim New Yorker Label Prestige.




Es ist eine extrem produktive Zeit für Coltrane und obwohl er noch im selben Jahr von Davis aus der Band geworfen wird ist es für Coltrane der Anfang eines neuen Abschnitts, den er schafft es, sich von den Drogen zu befreien und startet im Jahre 1957 mit neuer Energie – diesmal clean – durch. Es folgt nach dem Rausschmiss bei Davis ein längeres Engagement mit Thelonious Monk, bei dem Coltrane nicht nur mit neu gewonnener Kraft noch besser spielt, sondern auch viel Neues dazulernt – so zum Beispiel das Ausschöpfen des harmonischen Materials und die Ausweitung technischer Dinge, als auch das Spielen mit falschem Fingersatz.

Das im selben Jahre entstandene Album „Blue Train“ wird Coltranes bis dato größter Erfolg als Leader seiner Karriere. Auch Miles Davis nimmt Coltrane nun wieder in seine Band, als er hört, das Coltrane von den Drogen weg ist und damit beginnt eine zweite Epoche in Davis Band, die nun vor allem durch Coltranes Anwesenheit zu einer der besten Bands der Jazzgeschichte aufsteigt und in den folgenden 3 Jahren Alben wie „Kind Of Blue“ aufnehmen sollte. Durch den Einstieg des Altsaxophonisten Cannonball Adderley wird das Quintett nun auch zum Sextett ausgeweitet und startet mit neuer Energie in die Sechziger Jahre hinein.

Im Juli 1958 kommt es dann zu einem sehr umstrittenen Auftritt beim Newport Jazzfestival. Während Davis in gewohnter Form spielt wird Coltrane vom amerikanischen Jazzmagazin „Down Beat“ als „angry young tenor“ bezeichnet und sein Sound als Personifizierung von Bewegung ohne Fortschritt im Jazz. Der Begriff „Sheets Of Sound“ (Klangfläche), zum ersten Mal vom Jazzkritiker Ira Gitler gebraucht, steht fortan für Coltranes neue Spielweise. Doch Coltranes Aufstieg ist nun schon nicht mehr aufzuhalten.

Ende der Sechziger Jahre wechselt Coltrane zum Label Atlantic Records und produziert hier im Jahre 1960 die Platte „Giant Steps“, eines der bekanntesten und besten Jazzalben der Geschichte. Coltranes Riesenschritte sind nicht mehr aufzuhalten. Coltranes Album „My Favorite Things“ wird bei Atlantic ebenso ein Hit wie schon “Giant Steps”, doch die Besonderheit an diesem Album ist, dass Coltrane das erste Mal in seiner Karriere das Sopransaxophon verwendet (zusammen mit dem Tenorsaxophon). Alben wie „Olé“ oder „Africa/Brass“ folgen ebenfalls für Atlantic Records und Impulse Records.

Es folgt in dieser Zeit jedoch auch ein Wandel in Coltrane selbst, nicht nur in seiner Musik. Nachdem er seine Drogensucht im Jahre 1957 endlich bekämpft hatte, hat das Leben für ihn nun einen völlig anderen Sinn. Coltrane befasst dich stark mit jeglichen Weltreligionen, und wird selbst stark gläubig. Dabei glaubt er nicht nur an eine Religion sondern gleich an alle. Mit dem inneren Wandel Coltranes geschieht damit letztendlich ein äußerer Wandel, ein hörbarer Wandel.



Die Jahre 1959 und 1960 markiert daher einen Übergang in Coltranes Spielweise. Coltrane experimentiert mit verschiedenen Quartett-Formationen und arbeitet unter anderem mit den Pianisten Wynton Kelly, Tommy Flanagan und Cedar Walton zusammen, bis er endlich auf McCoy Tyner trifft, mit dem er nun in den Sechziger Jahren eng zusammenarbeitet. Am Bass wechselt Coltrane immer wieder mal zwischen Steve Davis, Reggie Workman, Art Davis und Jimmy Garrison, bis er sich schlussendlich für Garrison entscheidet. Mit Elvin Jones trifft dann auch noch der letzte musikalische Partner auf Coltrane, der sein legendäres Quartet der Sechziger Jahre vervollständigen sollte.

Mit dieser Formation holt John Coltrane im Jahre 1964 zu seinem größten Streich aus: Dem Album „A Love Supreme“ beim Label Impulse, ein Glaubensbekenntnis an die Musik Coltranes. Es wird Coltranes erfolgreichstes Album, das er je machen sollte und wird zum besten Album der Geschichte der Jazzmusik, ein Klassiker, der Millionen von Musiker veränderte. Doch im selben Jahr trennen sich auch die Wege von Coltrane und seiner Frau Naima. Alice McLeod, Coltranes später Frau, ist jedoch schon zur Zeit der Aufnahmen von „A Love Supreme“ ein enger Partner Coltranes. Beide heiraten im Jahre 1965.

Coltranes Musik wendet sich in dieser Zeit nun immer mehr dem Free Jazz zu. Die Dinge, die für Coltrane schon im Jahre 1959 mit „Kind Of Blue“ mit Davis’ Band im Modalen Jazz begannen setzen sich nun langsam fort. Mit Musikern wie Archie Shepp, Eric Dolphy oder Pharoah Sanders folgen ihm auch hochkarätige Musiker in seine Band. Doch das alte so legendäre Quartet zerbricht nun langsam und so verlässt als letzter im März 1966 auch der Schlagzeuger Elvin Jones Coltrane, um sich neuen Dingen zu zuwenden.

Trotz seines bedenklichen Gesundheitszustandes im Jahre 1967 macht John Coltrane jedoch ununterbrochen weiter Musik zu machen. Sein Tot am 17. Juli 1967 ist ein Schock für die gesamte Jazzwelt. Sein früher Tod im Alter von nur 30 Jahren kam klar zu früh, doch Coltrane hinterließ der Nachwelt ein einzigartiges musikalisches Nachkommen.



Heutzutage versucht fast jeder angehende Saxophonist dem Spiel Coltranes hinterher zueifern und viele seine Alben und Kompositionen sind heutzutage die besten Beispiele eines Musikers, der kam und die Musik durch sein Spielen veränderte. Auch heute noch wird Coltranes Geist durch immer wieder auftauchende alte Tonbänder wieder belebt und seine Alben werden auch in diesem Jahrhundert genauso beliebt sein, wie sie es vor 40 Jahren waren.



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