Saturday, July 29, 2006

Percy Heath - "Big P"

Percy Heath, der älteste der drei Heath Brothers, wird am 30. April 1923 in Wilmington, North Carolina geboren, verbringt seine Kindheit jedoch in Philadelphia, Pennsylvania, wo später auch seine beiden jüngeren Brüder Jimmy Heath und Albert „Tootie“ Heath zur Welt kommen würden. Schon früh kommt der älteste Sohn der Familie mit der Musik in Berührung, sein Vater spielt Klarinette und seine Mutter singt im Kirchenchor und so liegt es nicht fern, dass auch Percy bald musikalisch einbezogen wird. Im Alter von 8 Jahren fängt er an Geige zu spielen, wobei er wie seine Mutter auch noch singt.

Im Jahre 1944, also zur Zeit des grausamen Zweiten Weltkriegs in Europa und Asien, wird Percy dann im Alter von 21 Jahren in die U.S. Army befördert. In der Air Force ist er in der Tuskegee Airmen stationiert. Doch als der Krieg ein Jahr darauf endlich vorbei ist, verlässt Percy die Army schon wieder und fängt nun an, das Instrument zu erlerne, was ihn später berühmt machen sollte - den Kontrabass. Fasziniert von Jazzbassisten wie Jimmy Blanton (der berühmte Bassist in Duke Ellingtons Band), Oscar Pettiford oder Ray Brown stürzt er sich ab dem Jahre 1946 an der Philadelphia Granoff School Of Music voll in das neue Instrument hinein und gilt schon bald als Geheimtipp am Bass in der gesamten Jazzszene in und um Philadelphia.

Sein erstes Arrangement spielt er daraufhin mit dem Pianisten Red Garland, der später durch sein Mitwirken beim ersten legendären Miles Davis Quintett der Fünfziger Jahre berühmt wird. Wenig später schon wird er dann der Hausbassist des legendären Down Beat Clubs in Philadelphia.

Seinen endgültigen Durchbruch schafft Percy dann Ende der Vierziger Jahre, als es ihn und seinen jüngeren Bruder Jimmy nach New York City - der Welthauptstadt des Jazz - zieht. Grund des Umzugs ist der Trompeter Howard McGhee, der beiden einen Platz in seiner Band anbietet, was sie nicht ablehnen. Die Tour zusammen mit McGhee bringt ihn im folgenden Jahr auch das erste Mal nach Europa, wo sie auf dem Festival International de Jazz spielen.

Zurück in New York 1949 ist Percy endgültig zu den Großen des Jazz aufgestiegen. Er spielt mit Musikern wie Clifford Brown, Miles Davis, Thelonious Monk, Charlie Parker, Sonny Rollins und Horace Silver. Der Bebop-Trompeter Dizzy Gillespie holt ihn im Jahre 1952 - diesmal wieder zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jimmy - in seine Big Band, wo er zwei Jahre lang bleibt.



Seine Karriere prägt jedoch vor allem das Jahr 1951, als er Teil des Milt Jackson Quartetts wird, zusammen mit dem Pianisten John Lewis und dem Schlagzeuger Kenny Clarke. Die Wurzeln dieser Formation liegen auch schon in Gillespies Band, der auch Jackson, Lewis und Clarke angehörten. Percy Heath ersetzt hier zunächst nur den Bassisten Ray Brown, der die Band kurz vorher verlässt, wird dann jedoch auch fester Teil der Gruppe. Ein Jahr später benennt sich die Gruppe in das Modern Jazz Quartet (kurz auch MJQ) um und wird eine der berühmtesten kleinen Combobands der Jazzgeschichte. Im Jahre 1955 bildet sich dann die endgültige Formation des Quartetts, die dann auch lange Jahre bestehen wird: Schlagzeuger Kenny Clarke wird durch den Drummer Connie Kay.

Es ist aber nicht so, dass Percy nun dort angekommen war, wo er zu den größten Bassisten des Jazz gehörte, er befand sich jedoch auf dem besten Weg dorthin. Beim Basstitan Charles Mingus lernt er in den Fünfziger Jahren viel über die Intonation am Bass, was im definitiv auch zum Durchbruch beim Modern Jazz Quartet hilft. Es folgen 43 Jahre, in denen das Modern Jazz Quartet aktiv ist und den amerikanischen Jazz auch auf vielen Auslandstourneen in der Welt präsentiert.

Im Jahre 1974 fordern finanzielle Probleme jedoch die Band, sich vorläufig aufzulösen und eine Ruhepause einzulegen. Die Pause vom MJQ nutzt Percy Heath jedoch, um endlich einmal eine Gruppe zusammen mit seinen beiden Brüdern Jimmy und Albert zu formatieren. Aus dieser Idee entsteht die Gruppe „The Heath Brothers“, die während des Zeitraums von 1975 bis 1982 regelmäßig zusammen auf der Bühne steht und Platten produziert. Für Percy Heath öffnet diese Zeit auch völlig andere Welten. Zur Gruppe steuert er sehr viele eigene Komposition wie zum Beispiel „The Watergate Blues“, „Rejoice“, „Move To The Groove“, „Islandized“ oder „Dave’s Haze“ bei und greift auch immer häufiger zum Cello.



Als sich die Heath Brothers dann auflösen startet das Modern Jazz Quartet - in alter Formation und neuer Frische - im Jahre 1983 wieder voll durch und Percy Heath feiert zusammen mit Milt Jackson, John Lewis und Connie Kay auf einer Japantour einen der größten Erfolge in der ganzen Zeit seit Bestehen der Band.

Als 1994 dann der Schlagzeuger Connie Kay bricht der erste Teil des legendären MJQ weg, am Schlagzeug ersetzt ihn vorläufig dann Percy’s Bruder Albert „Tootie“, doch als 1999 auch der Vibraphonist Milt Jackson stirbt, ist die Magie der legendären Band von damals endgültig verschwunden. Zwei Jahre später, im Jahre 2001, stirbt dann auch der Pianist John Lewis.

Auch Percy Heath, mittlerweile schon 78 Jahre alt zieht sich mehr und mehr aus dem großen Musikerbusiness zurück und verbringt nun viel Zeit in seiner Heimat Long Island in New York. Es folgen jedoch immer mal wieder Auftritte in der New Yorker Jazzszene, vor allem zusammen mit seinen beiden jüngeren Brüdern.

Im Jahre 2004 folgt dann noch einmal ein einmaliges Highlight in seiner Karriere. Beim kleinen Jazzlabel Daddy Jazz nimmt Percy Heath sein allererstes Album als Leader auf – „A Love Song“. Auch wenn es die einzige Platte als Leader bleiben sollte, auf mehr als 300 verschiedenen Platten ist Heath noch heute mit dem Modern Jazz Quartet oder einfach nur als Sideman zu finden und tritt hier meistens in Höchstform und einer umwerfenden Präsenz am Bass auf.



Am 28. April 2005 stirbt Percy Heath in seiner Heimatstadt New York City an den Folgen von Knochenkrebs. Mit dem Tod des ältesten Mitgliedes der Heathfamilie bricht auch das letzte Teil des Modern Jazz Quartet weg und einer der begabtesten und vielseitigsten Bassisten der Jazzgeschichte verlässt den Jazz. Doch sein Geist lebt noch heute in seinen Aufnahmen, in der Musik seiner beiden noch lebenden Brüder und in den Gedanken vieler, die seine Musik und seien Art des Spielens liebten.


Mehr zu den Heath Brothers: Hier

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